Zum Priester des Metal geweiht

Man kann Joey DeMaio eine Menge vorwerfen – jede Menge Pathos, ein großes Ego, zu enge Lederhosen – aber Bequemlichkeit und Konformität gehören bestimmt nicht dazu. Mit der neuen DVD zum zweiten Magic Circle Festival beweisen Manowar erneut für wen sie hart arbeiten: für die Fans!

Als vor 20 Jahren „Kings of Metal“ erschien, da waren Manowar musikalisch auf ihrem ersten Höhepunkt angelangt – sie waren die lauteste Band der Welt, inklusive Eintrag im Guinessbuch der Rekorde, sie verkauften Platten wie geschnitten Brot und verhalfen dem wahren Metal zu seiner Größe. So zumindest sieht es auch Metal-Held Joey DeMaio: „Wir sind zu Großem geboren, das wusste ich schon von Anfang an. Aber erst die Fans haben uns geweiht. Sie haben uns zu den „Kings Of Metal“ gekrönt. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen. Darum machen wir das alles hier, für die Fans.“ Er bezieht sich damit natürlich nicht nur auf Manowar’s Alben, die stetig seit nunmehr 26 Jahren die Religion des wahren Metal predigen und keinen Gott neben sich lassen, sondern vielmehr auch auf die von Manowar letztes Jahr initiierten Glaubenstage namens „Magic Circle Festival“.

Und da Manowar ihre Jünger auf der ganzen Welt verstreut haben, eine eingeschworene Fangemeinde, kann das in diesem Jahr von 35.000 Menschen besuchte Festival mit Fug und Recht als Konkurrenz zum Wacken Open Air gesehen werden. „Kein Festival hat so viele verschiedene Nationalitäten, es ist der Wahnsinn. Aber wir wollen Wacken keine Konkurrenz machen. Das sind Brüder des Metal. Wir machen ein ganz anderes Festival, ein Festival von den Fans für die Fans“, sagt Joey und meint damit, dass beim MCF auch dieses Jahr wieder die Fans die gestalterische Rolle übernommen haben. Auf der Homepage kann man das ganze Jahr über Vorschläge für das Festival einreichen – Bands, die spielen sollen, Events die veranstaltet werden. So gelang es dieses Jahr auf Bitten der Fans illustre Gäste wie Alice Cooper, Ted Nugent und Doro Pesch für das Festival zu gewinnen. Den Höhepunkt aber machten klar wieder Manowar aus, die zum 20jährigen Jubiläum von „Kings of Metal“ ihre kompletten sechs Frühwerke live auf die Bühne brachten: in zwei mehr als dreistündigen Sets. „Bruder, das war eine echte Herausforderung für uns. Wir hatten die Songs teilweise noch nie live gespielt und mussten alles erst einüben. Da fragt man sich dann, was man sich damals dabei gedacht hat. Eine sehr interessante Erfahrung“, gesteht Joey, wechselt aber gleich wieder in Lobpreisung: „Die Fans haben sich das gewünscht und wir sehen es als unsere Pflicht, dem nachzukommen.“

Wer also die Metal-Messe verpasst hat, dem bieten Manowar eine DVD der Superlative, mit fast fünf Stunden Laufzeit, einem Best-Of der Liveperformance, Hintergrundmaterial zum Festival, alten Doku-Aufnahmen aus der Entstehung der sechs Alben, ein Bericht über den neuen Weltrekord als lauteste Band der Welt und vielem mehr. Die Doppel-DVD ist so reichhaltig bepackt, als habe Joey neben der Rolle des Hohepriesters auch noch den Job des Weihnachtsmannes übernommen. Ein extrem lohnenswertes Opus – von Bequemlichkeit keine Spur.

Ursprünglich erschienen im Piranha 12/2008.