Mann und Mythos

Danko Jones ist ein Ausnahmephänomen in der kanadischen Musiklandschaft. Er gilt als schwieriger Zeitgenosse, als Rebell und Großkotz, aber auch als einer der talentiertesten Rockmusiker des Landes.

Seinen Ruf als unbequemer Zeitgenosse hat der Mann bereits vor sechzehn Jahren weg bekommen, als er zusammen mit John Calabrese und einem Drummer – wer kann sich bei Dankos Verschleiß von mittlerweile sechs Drummern noch die Namen merken – die Band gründete. In diesen frühen Tagen, die jetzt erstmals in Form der Dokumentation „Bring on the Mountain“ auf der gleichnamigen DVD für Fans zugänglich werden, verfügte Danko bereits über einige Erfahrung als Musiker und wurde so schnell zum Schreck der Branche: „Ich hatte verdammt noch mal zu viel Eier in der Hose, um deren Scheiße mitzumachen. Üblich war es, ganz junge Bands unter Vertrag zu nehmen und dann jede Menge dreckiger Deals abzuziehen, Rechte zu übernehmen und das Geld an der Band vorbei einzustreichen. Das lief bei Plattenverträgen, aber auch bei Bookings. Und da John und ich schon ein paar Bands durchlaufen hatten, haben wir da nicht mitgespielt. Wir haben die Arschlöcher und ihre miesen Deals als solche benannt und das hat uns einige Feindschaften eingebracht.“

So war es dann wohl auch nur konsequent, dass in den ersten Jahren die Band unaufhaltsam tourte und auf ihren Gigs immer wieder regelrecht damit angab, dass A&R Manager der Branche ihren Weg umsonst gemacht hätten: eine Platte wolle man nun mal nicht aufnehmen. Als es dann doch einige Jahre später soweit war, wurde es aber umso deutlicher, dass Danko Jones einen unaufhaltsamen Siegeszug von Toronto aus antreten würden. Man hat sich in den letzten Jahren mit unzähligen EPs, fünf regulären Alben, zig Videoclips und nun eben einer DVD in die Herzen der Musikfans gespielt. Nur mit den Autoritäten der Musikbranche kommt Danko immer noch nicht klar: „Mann, ich habe mich gerade letzte Woche mit CBC Music angelegt, der Internet-Plattform der kanadischen Broadcasting Corporation. Die wollten ernsthaft von mir als Künstler, dass ich CBC-Inhalte, mit denen die viel Geld verdienen, selbständig aktualisiere. Ohne Arbeitsaufwand für sie spart das natürlich jede Menge Redakteure. Für wie bescheuert halten die mich denn?“

Das rebellische Image und die Dicke-Eier-Pose finden sich auch in Dankos Musik wieder, die zwischen Power-Riffs und Mitgröhl-Hymnen, zwischen Rock und Punk so kraftvoll und ausdrucksstark daherkommt wie der gereckte Mittelfinger an die kanadische Musikindustrie. Auf „Bring on the Mountain“ finden sich auf zwei DVDs nicht nur besagte 90 Minuten Dokumentation, sondern auch alle jemals gedrehten Videos, diverse Live-Mitschnitte und ein Kurzfilm, der die Story der letzten drei Singles aufgreift und weiterführt. Darin sind Danko und Co. als Auftragskiller zu sehen, die sich gegen den spießbürgerlichen Plan, die Weltherrschaft zu übernehmen, schlagkräftig zur Wehr setzen. Dabei wird kräftig gepost und jede Menge Leute verärgert. Tagesgeschäft wie immer also.

Ursprünglich erschienen im Piranha 07/2012 und auf Piranha.tv