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Gespräch mit den Cazals

Ihr habt alle den gleichen Namen angenommen, so wie schon die Ramones in den 70ern. Und ihr distanziert euch beabsichtigt von den derzeit so erfolgreichen „The …“-Bands. Wie seit ihr auf diesen Namen gekommen?

Wir haben den Namen „Cazals“ von einen kleinen Ort im Westen Frankreichs, in dem Phils Großvater während des 2.Weltkrieges stationiert war. Der Name gefiel uns einfach. Die Ramones haben damit nicht direkt was zu tun, wir sind nicht musikalisch von ihnen inspiriert oder so. Sie haben aber eine großartige Einstellung zur Musik. Ihre Songs sind kurz und knackig, daran versuchen wir uns auch zu halten. Zum „The“ vor unserem Namen konnten wir uns einfach nicht durchringen, weil es nichts mit uns zu tun hat.

Eure Musik wurde mal als „Dandy Rock“ bezeichnet, mit der Zeit Oscar Wildes und der Dekadenz verglichen. Wie steht ihr zum Dandytum und zur Dekadenz? Wie sieht es mit „Sex, Drugs, Rock’n’Roll“ aus?

Dandy Rock! Wir haben das nie so genannt. Das war irgendein Journalist, der uns gerne in eine Schublade packen wollte. Er brauchte wohl eine einfache und eingängige Beschreibung und hat „Dandy Rock“ gewählt, weil wir `ne Gitarre in der Hand haben und weil Phil so gerne altmodische Klamotten trägt. Mit Oscar Wilde und dem Dandytum haben wir recht wenig zu tun. Zu der anderen Frage sag ich nur: Was auf der Tour passiert bleibt auch auf der Tour!

Aber beim Dandytum geht es ja auch um Stil, zum Beispiel beim Thema Klamotten. Und ihr wurdet schon mehrfach als „Fashion Band“ bezeichnet. Welche Bedeutung haben die Klamotten für euch?

Phil ist ein Fashionjunkie, er hat sogar mal einen Secondhand-Laden gehabt und dort alte Klamotten aus vergangener Zeit verkauft. Aber der Rest von uns ist da nicht so involviert. Das hat keinen Einfluss auf unsere Musik. Wir fangen bestimmt nicht an, Songs über unsere Schuhe oder Hosen zu schreiben. Und wir singen auch nicht Hymnen auf die „Must-Du-Haben“-Kollektion des nächsten Jahres.

Es gibt da so eine Geschichte von euch und einer illegalen Party, um euch eine Finanzspritze zu besorgen, damit ihr geklaute Instrumente ersetzen konntet. Was genau ist da passiert?

Unsere gesamten Sachen sind uns aus dem Studio geklaut worden: alle Instrumente, ein Computer, die Effektgeräte und so weiter. Wir haben gerade im Studio an unserer ersten Single gearbeitet und eines morgens war alles weg. Also haben wir in einer türkischen Drogenhöhle eine Party geschmissen. Wir haben alle eingeladen, die wir kannten. The Rakes und Bloc Party kamen vorbei und haben für uns gespielt und Erol Alkan hat dazwischen Platten aufgelegt. Eine tolle Nacht also.

Solche Partygäste hätte ich auch gern. Ihr kennt ja anscheinend viele Leute aus der Londoner Musikszene, von Pete Doherty bis zu den Arctic Monkeys. Wie ist euer Verhältnis zu Kollegen?

Wir haben zum Beispiel schon viermal mit den Babyshambles zusammen getourt. Sie waren immer hilfsbereit und freundlich zu uns. Es gibt `ne Menge toller Bands in England, nicht nur in London. Durch unsere ausgiebigen Touren haben wir schon mit vielen Bands zusammengespielt und interessante und tolle Menschen kennen gelernt. Wir kommen eigentlich meisten gut mit Leuten aus. Wir sind halt nette Kerls.

Und was bedeutet neben dem Lifestyle auf Tour dann die Musik für euch? Spaß? Kunst? Arbeit? Was sind eure musikalischen Wurzeln? Was wollt ihr in der Musik ausdrücken?

Von allem etwas. Musik ist unser Leben und wir mögen ganz unterschiedliche Sachen. Die stärksten Einflüsse auf unsere Musik sind jedoch irgendwo zwischen New Wave und Punk. Ein bisschen Rock, Indie und eine Prise Pop. Unsere Musik ist sehr ehrlich und wir verbringen eigentlich die meiste Zeit mit Proben und Spielen. Die Songs sind so `ne Art Nebenprodukt unserer Spielfreude. Es gibt keine klare Zielrichtung, wir lieben einfach diese Musik.

Der Artikel ist erschienen im blond Magazin Ausgabe 03/06.