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Ohne Druck und Laut Gedacht

Letztes Jahr war das Jahr der deutschen Bands. Gerne wurde darauf rum geritten, dass eine Band mit Sängerin und deutschen Texten ein Retortenprodukt sein muss. Und wenn man mal ehrlich ist, hat man den meisten davon keine Überlebenschancen eingeräumt. Doch zur Regel gibt es bekanntlich immer eine Ausnahme, so wie die Bautzener Band Silbermond. Mit ihrem Debütalbum räumten sie den Echo als bester Newcomer ab und platzierten diverse Charthits. Den vorläufigen Höhepunkt lieferte dann ein Auftritt beim Live Aid in Berlin. Und nun? Wie soll man mit dem Erfolgsdruck umgehen? „Da sagen wir, wenn ihr nicht dran glaubt, dass wir ne zweite Platte machen, dann eben nicht. Wir machen es trotzdem“, erwidert Sängerin Stefanie und bringt die pragmatische Haltung der Band auf den Punkt. „Wenn man zu viel erwartet, dann kann man auch zu sehr enttäuscht werden. Wir haben die zweite Platte aufgenommen und haben nicht gesagt, die muss jetzt genauso viel verkaufen. Wichtig ist erstmal, dass man mit seiner Musik zufrieden ist. Das man sagt: das Album gefällt mir und gut“, sagt Drummer Andreas. Ein zweites Album ganz ohne Erwartungshaltung also? „Laut gedacht“ enthält wie schon das Debüt eine ganz Zahl eingängiger Pop-Rock-Songs, mal nach vorne gehend, mal sanft und balladesk. Eine massentaugliche Musik mit eingängigen Texten. Das steht der Band gut zu Gesicht. Keine prätentiöse Pose, kein Weltverbesserungsanspruch, obwohl schon eine Aussage vorhanden ist: „Wir wollen niemandem sagen, ihr müsst jetzt alle so und so werden. Das ist ne total naive Herangehensweise und das wissen wir auch, aber es musste halt raus. Man wird jetzt mit seinen Songs nichts verändern …“,erklärt Gitarrist Thomas die Sicht der Band zu Songs wie „Meer sein“. So naiv ist das gar nicht, denn vielleicht kann man ja doch etwas verändern, eine positive Sicht vermitteln. 2006 ist noch ein gutes Jahr für deutsche Bands.

Der Artikel ist erschienen im WOM Magazin Ausgabe 05/06.
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