Wer braucht schon neue Musik?
Ganze acht Jahre ist das letzte Album der Australier Electric Mary bereits her, doch mit „Mother“ kehren die fünf Musiker aus Melbourne zurück und zeigen, dass Altbewährtes immer noch zu überzeugen vermag.
Die lange Wartezeit hat sich gelohnt, denn „Mother“ ist ein Rockbrett, das Electric Mary als echte Könner des alten Sounds zeigen. Moderne Klänge finden sich hingegen nicht auf dem Album, wie Songwriter Rusty Brown erklärt: „Wir brauchen keine neuen Einflüsse. Tatsache ist, dass wir sogar noch tiefer in die 60er und 70er eingestiegen sind. Ich habe gar kein Interesse an neuer Musik, ich gehe lieber zurück in der Zeit.“ Und tatsächlich ließe sich die Musik von Electric Mary direkt neben klassische Alben von Led Zeppelin oder Deep Purple legen – einzig die bessere Produktionsqualität würde sie verraten. Doch warum ist dieser klassische Sound so attraktiv für die Band und ihre Fans? „Für mich ist es dieses Kribbeln, das du spürst, wenn Rockgitarren, manische Drums und echte Sänger zusammenkommen und Musik aus vollem Herzen machen. Die Musikkunst, die daraus entsteht ist einzigartig für mich. Jeder Musiker bringt seine eigenen Momente mit in die DNA der Stücke und verändert das Ganze.“
Dieser Veränderung mussten sich auch Electric Mary stellen und in den letzten Jahren gleich zwei mal einen neuen Drummer in ihren Sound integrieren. „Jeder bringt etwas mit und es treibt uns an. Das ist wie mit den Sideprojects, die wir ja auch alle haben. Wir kehren umso hungriger zu Electric Mary zurück und wollen wieder die Magie dieses Rocksounds spüren.“ Und doch produzieren die Jungs keine einfachen Kopien des alten Stils: „Uns treibt vor allem die Geschichte dieser Musik an, zu der wir natürlich einen kleinen Teil beitragen wollen. Der Schreibprozess für so ein Album ist nicht einfach und wir hatten schon Konflikte, die wir klären mussten. Aber das Ergebnis ist unser Beitrag zur Historie des Classic Rock. Und wir hoffen natürlich, dass unsere alten Fans uns wiedererkennen und wir vielleicht noch ein paar neue Fans hinzugewinnen können.“
Und die dürfte es vor allem auch in Europa geben, das die Jungs neben ihrer Heimat Australien in Zukunft verstärkt bereisen werden. Irgendwie, meint Brown, sei das ja wie zu Hause: „Wir sind multikulturell, schließlich kommen wir nicht nur aus Australien. Spyda ist Ire, Alex kommt aus Österreich und Pete ist in England geboren. Und uns alle verbindet die Liebe zum Rock und die Sehnsucht von Ort zu Ort zu reisen und ihn zu spielen.“
Electric Mary – „Mother“
Ursprünglich erschienen im Piranha 03/2019