Rückkehr zu cooleren Zeiten

Rock-Keyboarder in einer Band zu sein, ist nicht immer der dankbarste Job. Der Sänger steht im Rampenlicht und die Gitarristen greifen die Groupies ab. Und dank der Verfehlungen der 80er Jahre ist der Mann an den Tasten eher uncool geworden, wie auch Derek Sherinian zu berichten weiß: „Die 70er hatten großartige Keyboardsounds, aber in den 80er Jahren ist das wegen der Synthesizer und digitaleren Sounds einfach peinlich geworden als Keyboarder in einer Band zu spielen.“ Und das sagt einer der wohl besten Keyboarder weltweit. Denn Sherinian spielte schon für Kiss, Dream Theater, Billy Idol und Alice Cooper und gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Um aber seine Passion für die Keys nicht als Hintergrundmucker zu verlieren, hat er mittlerweile zum siebten Mal ein Soloalbum aufgenommen, auf dem das Instrument im Vordergrund steht. „Noch mehr als auf den anderen Alben ging es mir auf ‚Oceana‘ darum, den Sound der 70er Jahre in den Vordergrund zu rücken. Ich liebe die alten Instrumente und balanciere sie aus gegen die neueren, digitalen Sounds. Das ganze Konzept muss harmonisch sein. Diesmal sind dafür sogar die Gitarren in den Hintergrund getreten.“ Auf dem Album sind entsprechend Sherinians eklektische Einflüsse und Vorlieben zu hören. Flächige Hammonds, frickelige Jazz-Fusion-Styles, progressive Rock-Anleihen und immer wieder verkopfte Melodiebögen. So cool kann Rockmusik vom Keyboard sein.

Derek Sherinian – „Oceana“

Ursprünglich erschienen in Piranha 09/2011.