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Stolz auf den Pop

In den Zeiten der DSDS-Hitmachinerie, X-Faktor und peinlichen Youtube-Hits hat die Popmusik nicht unbedingt den Ruf das coolste Pflaster zu sein. Und doch sind die vier schwedischen Jungs von The Pusher stolz darauf Pop zu spielen.

Es fällt schon schwer Pontus Karlsson (Drums), Jakke Erixson (Vocals, Bass), Karl-Ola Solem (Gitarre) und John Hårleman (Keyboards) nicht in die Casting-Schiene zu packen. Sie alle sind jung, gut aussehend, durchtrainiert und -gestylt und strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Zusammen­gestellt hat sie aber weder Dieter Bohlen, noch Detlef D! Soost. Sie sind sich von selbst begegnet, in verschiedenen Bands, immer wieder, über einen Zeitraum von mehreren Jahren in der kleinen, aber sehr aktiven Musikszene Stockholms. Und haben alle, aus ganz unterschiedlichen Musikstilen kommend, einen gemeinsamen Nenner für Ihre Musik gefunden: Pop. Der gepflegte Chartsong, Hitpotential, das war es, was sie alle spielen wollten. „Der Sound hat ein wenig Zeit gebraucht“, erklärt Erixson, „aber wir sind uns darüber einig geworden, dass wir eben gute Musik mögen.“ „Stimmt“, lacht Solem und ergänzt, „und Pop ist eben verdammt gute Musik. Nur muss sie das gewisse Etwas haben.“

Wie zum Beispiel die Eingängigkeit der elf Debütsongs, die zwischen Rock und Pop pendeln, sich sowohl für die Clubtanzfläche als auch für das Stadion eignen. Und genau dort wollen sie auch hin, wie Karlsson erklärt: „Die Songs mussten für uns einfach nur einen brillanten Klang für die großen Arenen haben, das war wichtig.“ „Wenn man sich Ziele steckt“, meint Erixson, „dann sollten sie hoch genug sein. Wir jedenfalls spielen unseren Pop mit Stolz und ohne Scham. Wir wollen damit Erfolg haben und die Leute zum Tanzen bringen.“ Die Band ist von sich überzeugt, das ist mal klar. „Es geht dabei aber nicht nur um unseren eigenen Egos“, mildert Solem die Aussage ab: „Bands, die im Egorausch sind, die produzieren ihre Musik nur, um damit Leute zu beeindrucken. Das klingt oft ganz schnell fake.“ The Pusher jedoch sind eben keine Casting-Band, und haben ihren Erfolg hart erarbeitet.

Mehrere Jahre haben Sie in Skandinavien getourt, auf der Couch geschlafen und die Tage im Minivan verbracht. Sie haben an ihren Songs gefeilt und erst als alles ihren hohen Ansprüchen genügt hat, da haben sie einem der A&Rs auf ihren Konzerten eine CD in die Hand gedrückt. „Wir haben erstmal einen auf Rührmichnichtan gemacht“, lacht Erixson, „und dann nach Jahren eine Demo raus gegeben. Aber die war so gut, dass wir sofort den Deal angeboten bekommen haben. Seit dem geht alles rasend schnell. Wir kommen kaum noch nach, unseren Fans zu antworten.“ Dabei ist der Kontakt mit den Fans für die Band unheimlich wichtig, wie Hårleman erklärt: „Wir lieben die Interaktion, machen mit unseren Fans ständig irgendwelche Spiele und laden sie zu Events ein. Wir sind selbst über unsere Facebook-Seite ‚thepusherofficial‘ zu erreichen. Keine Agentur, kein Fake. Und wir genießen den Kontakt, also schreibt uns!“ So also geht Popmusik heute: selbstbewusst, medial vernetzt und doch aus der gemeinsamen Liebe für Musik heraus geboren.

The Pusher – „The Art of Hit Music“

Ursprünglich erschienen in Piranha 09/2011 und hier zu lesen auf Piranha.tv