Missverstandene Bewegung
„Eine schlechte Regierung sorgt für guten Punkrock,“ sagt Sänger Tim McIlrath und kann sich damit schon mal freuen, denn noch ist George W. Bush im Amt und das neue Rise Against Album steht kurz vor der Veröffentlichung. Dabei ist „Appeal To Reason“ nicht mal Anti-Bush, sondern verweist auf sozialere, persönlichere Probleme. „Der Aufruf an die Vernunft gilt allen und sagt: Hört mal hin, was wir da sagen. Unsere Botschaften handeln von den Außenseitern, den Ausgestoßenen und den Verlierern der Gesellschaft. Aber auch diese Menschen haben Rechte und eines davon ist gehört zu werden. Es geht um gesunden Menschenverstand!“ McIlrath ist mit jeder Menge Sendungsbewußtsein ausgestattet und da stört es ihn vor allem, wenn man sich der typischen Punk-Klischees bedient, um seine Botschaft zu diskreditieren. „Punk ist doch nicht auf Irokesenschnitt und lärmige Gitarren zu reduzieren. Punk ist ein Ausdruck der entrechteten Jugend, die sich gegen das einengende System wehren will. Das spricht viele Menschen an, aber es macht der Industrie und der Regierung Angst, daher wird man mit Vorurteilen beladen und abgestempelt.“ Angesichts der intelligenten Texte, äußerst eingängigen Melodien und mitreißenden Songs auf „Appeal To Reason“ muss man das wohl nicht aufrecht erhalten. Das hier ist kein untalentiertes Geschrammel von saufenden Randallierern, das hier ist klar artikulierte Gesellschaftskritik, verpackt in bester Punkrock-Manier.
Ursprünglich erschienen im Piranha 10/2008.