Von Simulacren und Barbaren
Wenn Morpheus in Matrix aus Baudrillards Werk zitiert, dann wirkt das hochgestochen und pathetisch, aber auch mächtig gekonnt. Zumindest ist das der Eindruck, der entsteht. Als wollte man sich mit fremden Federn schmücken, nur dass man diese Federn beim Vogel Roch geklaut hat. Na ja, und wenn Volkstrott mit ihrer neuen Platte „Im Angesicht der Barbarei“ so wundersam ihre Helden benennen – von der poetischen Gewandtheit der Inchtabokatables, über die Punkattitüde der Fiddlers bis zur düsteren Waghalsigkeit von Subway to Sally, die den Dark-Folk-Metal-Crossover überhaupt erst erschaffen haben, dann ist das etwas ähnlich Eindrucksvolles. Da wird erschaffen – und verwiesen auf etwas, das so zuvor gar nie da war. „Im Angesicht der Barbarei“ liest man in einer Landkarte, die ein unbekanntes Territorium beschreibt. Das einem dabei doch sehr bekannt vorkommt. Ein Hoch auf das Zitat.
Ursprünglich erschienen im Piranha 12/2008.