Game Tipp: Death Spank (PS3, Xbox 360)
Review: Death Spank (2010) von EA für PS3 und Xbox 360
ursprünglich erschienen im Kreuzer 09/2010
Parodien sind eine sehr alte Literaturgattung, ein Gegengesang (laut griechischer Übersetzung), der sich gegen die als überzogen oder formulaisch wirkende Konvention eines Genres richtet. So missversteht der Gattung berühmtester Held Don Quijote im Roman die alten Rittersagen und kämpft gegen Windmühlen. Lustig ist das aber nur, wenn wir das Original (er-)kennen und als aufgeblasenen Pomp bewerten.
Dass das parodistische Konzept sich auch bei Computerspielen anbietet, meint Ron Gilbert (Monkey Island), dessen neuester Streich sich des Hack&Slay-Genres á la Diablo annimmt und es gegen sich kehrt. Oder es zumindest versucht. Denn obwohl im Spiel klar mit den Formen gespielt wird, der Held ganz und gar nicht heldenhaft ist, sein Name ihn als Todesklatscher ausweist, er sich mit homerisch-redundanter Charakterisierung immer wieder als »Vernichter des Bösen« oder »Austeiler von Gerechtigkeit« tituliert, ist doch nicht alles so kritisch, wie man es sich bei einer Parodie wünschte. Ja, Herr Gilbert hat die Form des H&S-Rollenspieles erkannt, schickt seinen Helden auf die Jagd nach »dem Artefakt« und dabei auf hunderte, dämlich repetetive Quests, in denen man von A nach B rennt, um etwas einzusammeln. Und natürlich kämpft man sich brutal durch Horden von Gegnern, hortet tausende Gegenstände und versucht immer noch ein besseres Loot-Item zu finden, um so den Charakter auszubauen. Doch eben das ist ja die Krux an der Sache. Denn Death Spank macht sich zwar lustig, aber hält sich zu sehr an die Form. Warum hat man die eigentliche Intention einer Parodie, also das Sinnlose der Formel darzustellen, hier nicht beachtet? Das Problem ist, dass das Spiel inhaltlich keine Distanz zum H&S findet und die stupide Anhäufung von Rüstungen, Waffen und Ringen nicht kommentiert. So verliert sich der parodistische Ansatz im wieder aufrufen ein und desselben Konzeptes.
Herr Gilbert besinnt sich auf seine Stärken, auf die grandiosen Ideen der Charaktergestaltung, auf das Überraschungsmoment, wenn uns statt einer Heilerin eine Tacoverkäuferin im Ort begegnet und Questen verteilt. Er freut sich schelmisch, wenn er Monty Pythonesque weiße Hasen überall im Spiel in Aggro-Scharen auf uns loslassen kann. Und wie immer strotzt das Spiel vor witzigen Momenten im Setdesign und natürlich im Dialog. Aber all das Humorvolle bleibt an der Oberfläche und führt sich nicht in der Spielmechanik fort. Was Death Spank fehlt sind Ideen, wie die H&S-Mechanik ironisch kommentiert werden könnte. So wie das Monkey Island mit den Beleidigungsduellen gelang das sinnentleerte Dialogsystem von Click&Point Adventures ad absurdum zu führen. Ein paar nette Designideen sind halt nicht genug, um eine gute Parodie zu entwickeln, schade eigentlich.