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Die Rückkehr des Thrash

Als sich in den frühen 80er Jahren Bands wie Metallica und Megadeth formierten, da brachten sie San Francisco musikalisch soweit weg von Hippie-Kultur und Flower Power, wie sie es nur möglich war. Bay Area Thrash Metal war ur-eigenster SF-Metal, aggressiver und brutaler als der Glam in L.A. und wilder als alles, was aus England über den Teich schwappte.

Und Death Angel waren mitten drin, persönlich bekannt mit den großen Namen, und entwickelten sich zu einem Thrash-Geheimtipp, bevor es dann dank eines grandiosen Debüts 1987 einen Karriereschub gab. Doch bereits 1991 war die Karriere vorbei, ein Autounfall stoppte die Band, die ganze 13 Jahre brauchte, um sich 2004 zurückzumelden. Death Angels zweiter Frühling. Und nun erscheint mit „Relentless Retribution“ bereits das dritte Album dieser zweiten Karriere, das sehr nach der ersten klingt.

Rob Cavestany, Gitarrist der Band, erläutert den neuen, alten Sound: „Auf dem letzten Album hatten wir noch klarer einen Rocksound, aber diesmal hat uns die alte Aggression gepackt. Wir wollten die Wut und Wildheit des alten Thrash haben und ich glaube, es ist uns gelungen. Das neue Album ist gemein und böse.“ Sein Bandkollege Ted Aguilar stimmt ihm zu: „Es ist ein gewaltiger Sprung vom letzten Album zu ‚RR‘, wir haben diese klar strukturierte Box verlassen und wieder richtig brutalen Metal gemacht.“ Es scheint, als seien Death Angel zu ihren Wurzeln im Bay Area Thrash zurückgekehrt, hätten musikalisch geschafft, was Bands wie Metallica seit Jahren nicht gelingt. Doch, so erklärt Aguilar, alleine hätten sie das wohl nicht geschafft: „Vieles davon verdanken wir Jason Suecof, der das Album produziert hat. Er hat uns angetrieben, für die Motivation gesorgt und diesen Sound aus uns rausgekitzelt.“ Cavestany pflichtet dem bei: „Jason war großartig und es hat sehr viel Freude gemacht im Studio zu sein, auch wenn er uns geschunden hat. Alter Sklaventreiber!“ Doch die harte Arbeit hat sich ausgezahlt, denn „Relentless Retribution“ ist unnachgiebig, hart und kompromisslos. Eine Abrechnung mit der Bay Area, eine Hommage an die alte Zeit.

Death Angel – „Relentless Retribution“

Ursprünglich erschienen in Piranha 09/2010.