Interviews

Ein Gespräch mit Silbermond

Das hier ist das Originaltranskript des Interviews mit der Band Silbermond. Es wurde nur minimal überarbeitet und ist in dieser Form noch nicht veröffentlicht worden

Wortraub: Fangen wir mal mit dem offensichtlichen Fragenkatalog an: Wie war es für Euch nach den turbulenten zwei Jahren wieder ins Studio zu gehen und an neuen Songs zu basteln?
Stefanie:
Alle haben gesagt, ihr macht bestimmt Pause bevor ihr wieder ins Studio geht. Erstmal Urlaub. Und wir so, nee, sieben Tage haben wir uns frei genommen, und alle mal irgendwo hin zu fliegen, ein bisschen raus, ein bisschen runter zu kommen. Aber es ist ganz komisch, du kannst halt nicht, wenn du zwei Jahre unterwegs warst, wirklich so … boah, wir haben so viel live gespielt und waren so viel unterwegs. Da ist das dann schon komisch ins Studio zu gehen oder in den Proberaum und dann so … so plötzlich sich auf Songs zu konzentrieren und Texte. Wir haben schon auf Tour nebenbei viel geschrieben. Das inspiriert halt unheimlich. Du bekommst so viel Input, bis so viel unterwegs und erlebst so viel und triffst so viele Leute, dass wir unterwegs schon was aufgeschrieben haben und auch ein paar Songs geschrieben haben. Zum Beispiel Meer sein oder Wie jetzt wird es nie wieder und auch Unendlich. Die sind während Tourtagen entstanden aber es ist schon komisch, du kannst da nicht im Urlaub bleiben und dich ausruhen. Du bist aufgekratzt, fragst dich, wollen wir nicht mal wieder was machen, wollen wir nicht ein paar Songs schreiben. Du willst dann auch gar nicht einen auf ruhig machen, weil du genau weißt, boah, wir machen ein zweites Album. Komm lass uns anfangen. Deswegen hatten wir auch gar nicht das Bedürfnis großartig Pause zu machen.
Thomas: Du warst halt zwei Jahre unterwegs, hast immer jeden Tag ne andere Stadt und ganz viel drum herum und jetzt hast du wieder diesen einen Punkt, wo du jeden Tag hinkommst. Wie ne Arbeitsstelle, morgens früh triffst du dich da und abends gehst du wieder weg. Arbeitest halt ganz anders als auf Tour, weil du dich viel intensiver beschäftigst mit den Liedern. Wir haben uns ja auch einen relativ engen Zeitplan gesetzt mit der Tour, die wir im November raus gegeben haben für Mai. Das haben uns selber ja aufoktroyiert quasi, weil man fällt ja schnell in das Ding, komm hier noch mal gucken, ach lass uns hier noch mal was verbessern, und dann bist du irgendwie in zwei Jahren erst fertig und das wollten wir verhindern. Also haben wir gesagt, okay, es gibt einen Punkt, an dem müssen wir fertig sein und wir sind halt so mit sieben Songs in Studio gegangen und den Rest haben wir dann noch geschrieben, während der Studiozeit so im Proberaum und jetzt sind wir fertig, alles cool.

Wortraub: Wie geht ihr mit dem Druck um, den euer Erfolg so mit sich bringt?
Andreas:
Wichtig ist … wenn man zu viel erwartet, dann kann man auch zu sehr enttäuscht werden. Wir haben die zweite Platte aufgenommen und haben nicht gesagt, die muss jetzt genauso viel verkaufen. Wir haben das nicht an Zahlen festgemacht. Wichtig ist erstmal, dass man mit seiner Musik zufrieden ist. Das man sagt: das Album gefällt mir und gut. Es kann passieren, dass das keinen mehr interessiert und das die Platte floppt. Aber letztendlich kann man sich sagen, wir haben ne Platte gemacht, mit der wir zufrieden sind und deswegen haben wir auch keine Erwartungen an Verkaufszahlen oder Chartplatzierungen. Das wird man halt sehen, das wird sich ergeben. Letztendlich macht man seine Musik nicht abhängig von irgendwelchen Zahlen.

Wortraub: Und der Druck, der von Euch selbst da ist?
Andreas:
Klar, der ist da, aber von außen gesehen muss man da auch immer realistisch sein. Es kann halt sein, dass die zweite Platte nicht mehr so viel verkauft und trotzdem ist das gut. Wenn die Platte jetzt nur 100.000 verkauft ist das trotzdem extrem viel. Es mag vielleicht für einige eine Enttäuschung sein, oder ein ßop, aber es ist eine enorme Zahl. Letztendlich ist es die Musik die zählt. Und das wir damit zufrieden sind.
Stefanie: Ja, wir haben uns auch selbst gesagt, wir haben zwar schon im November die Tour raus gegeben für Mai. Das war auch für uns ein Selbstansporn, ein Ziel uns zu setzten, was wir erreichen wollen. Wir haben aber auch gesagt, ey Leute, wenn wir im Januar merken, ey wir sind noch nicht zufrieden oder wir schaffen es einfachen nicht, dann lass uns die Tour verschieben und dann finden wir auch einen Weg das entspannter hinzukriegen. Wir sind da echt ganz locker drauf, und die einzigen, die bestimmen, wie wir etwas machen, das sind wir selber.

Wortraub: Hat sich für Euch im Leben viel verändert seit damals?
Thomas:
Ja, das Touren. Das ist das, was sich am meisten verändert hat. Man hat zwar immer viel live gespielt und war viel unterwegs aber nie in dem Rahmen. Also das man von ßensburg nach Köln gefahren ist, dann nach München …
Stefanie: Deutschland ist verdammt groß, haben wir festgestellt.
Thomas: Das Unterwegssein, das möchte ich persönlich jetzt nicht missen. Wie ich das in fünf Jahren sehen, das weiß man nicht. Vom Umfeld her hat sich nichts geändert, unsere Familie und Freunde, das sind immer noch dieselben und es gibt natürlich Leute, die einen nicht riechen können, die einen doof finden. Aber das gab es auch schon früher in der kleinen Stadt Bautzen, als wir noch eine Schülerband waren. Das gab es immer und das wird es wohl auch immer geben. Und das ist schon okay.

Wortraub: Das neue Album startet mit viel Druck und rockender Kraft. Wolltet ihr mal so richtig Dampf ablassen?
Andreas:
Als wir ins Studio gegangen sind, da haben wir einfach die Lieder aufgenommen. Wir haben uns da keinen Rahmen gesetzt, das muss jetzt rockiger werden. Das haben wir uns nicht gesagt, das hat sich … wir sind halt ne klassische Proberaumband. Wir haben vieles im Proberaum erarbeitet, gejammt und das hat halt ganz gut funktioniert. Und geprägt hat uns auch das viele Live spielen, wir waren ja richtig viel unterwegs. Das prägt einen schon. Als Band, musikalisch und so. Das hat man auch im Proberaum gemerkt. Man ist direkter geworden, von seinem Instrument her. Man ist nicht mehr so verschnörkelt und man versteckt sich nicht. Man geht einfach mehr geradeaus. Weil es einfach auch mehr packt. Wenn man direkt ist, dann packt einen das auch mehr. Und das hat sich halt auch im Studio widergespiegelt. Wir wollten uns da keinen Rahmen setzten, das muss jetzt rockiger werden. Das hat sich einfach so ergeben. Das sind wir relativ locker rangegangen und das ist dann halt so raus gekommen.

Wortraub: In der neuen deutschen Rockmusik wird sehr gerne mit positiven Werten gearbeitet, neue Helden geschaffen, Image poliert. Auch die Texte von Laut gedacht sind irgendwie positiv besetzt. Seht ihr euch in der Pflicht, Euren Fans aufbauende Worte zu geben? Muss die Musik eine Botschaft haben?
Thomas:
Ich glaube, die Platte ist halt sehr geprägt durch die Ereignisse, die wir in den letzten Jahren erlebt haben. Das war halt im großen und ganzen nur positives. Deswegen ist die Platte auch positiv geworden. Das ist schwer zu beschreiben. Wenn man auf der Bühne steht, ne kleine Band aus Bautzen wie wir es sind, und stehen in Stuttgart auf der Bühne und da stehen 5000 Leute oder wir stehen bei Rock am Ring auf der Bühne und da stehen 30.000 Leute oder wir stehen bei Live Aid und da stehen 100.000 Leute und die singen deine Lieder mit, die du irgendwann mal so geschrieben hast. Das ist halt total schwer zu beschreiben und zu begreifen. Und das sind auch genau diese Momente von denen die Platte handelt. Oder von denen so ein Song wie Unendlich handelt. Das musste halt irgendwie raus und das braucht man auch, um das zu verarbeiten, zu begreifen und für sich festzuhalten. Das war echt ne coole Zeit, die wir hatten, deswegen ist es schon positiv. Aber es sind auch ein paar negative Sachen drauf.
Andreas: Also, melancholische Momente gab es auch, wie Endlich oder Kartenhaus.

Wortraub: Es gibt ja diese Du bist Deutschland Kampagne. Brauchen wir so etwas? Muss man den Deutschen positive Sichtweisen und Werte vermitteln?
Stefanie:
Was uns halt aufgefallen ist, gerade bei solchen Events wie Live Aid: es ist halt Wahnsinn, was es bewirken kann, wenn so viele Leute auf einem Fleck stehen, die Hand heben und sagen, ey, hier läuft irgendetwas schief. Weißt du, na klar hat einen das geprägt, da ist zum Beispiel auch Meer sein entstanden, weißt du. Diese Meer von Händen, das wir auf jedem Konzert gesehen haben, wo wir gedacht haben: wow, wie viele Hände … wie sieht das denn aus, wenn jeder seine zwei Hände in die Luft hält und sagt, ich bin da. Wenn die dir ein Zeichen geben, wir kriegen mit, was ihr da auf der Bühne macht und auch was gesagt wird, was um einen herum passiert. Das ist sehr beeindruckend und das wird auch so bleiben. Wir wollen sagen, dass wir uns umschauen und wahrnehmen, was um uns herum passiert und wenn es die Leute, die bei uns auf den Konzerten sind, auch tun, dann ist das umso besser.

Wortraub: Was sollten wir tun in Zeiten wie diesen? Was muss sich ändern?
Stefanie:
Wir sollten bei uns selber anfangen.
Thomas: Das ist auf keinen Fall ein Zeigefingersong. Wir wollen niemandem sagen, ihr müsst jetzt alle so und so werden. Das musste einfach raus, denn wenn man die Zeitung aufschlägt, wenn man im Auto sitzt oder im Flugzeug und du schlägst die Zeitung auf oder du guckst Fernsehen und die siehst halt Sachen … das ist ne total naive Herangehensweise und das wissen wir auch, aber es musste halt raus, weil man sich fragt, was bewegt jetzt diesen Menschen dazu, sich mit einer Bombe um den Körper in den Bus zu setzen und Leute mit in den Tod zu reißen, die da gar nichts für können. Oder aber das irgendein Land in ein anderes Land einfällt unter irgendeinem Vorwand, nur um da seine Ölreserven aufzustocken. Das ist total naiv und man wird jetzt mit dem Song nichts verändern …

Wortraub: Warum nicht?
Thomas:
Okay, man weiß es nicht aber … es ist einfach wichtig das zu machen.
Andreas: Das Lied soll auch zeigen, das vieles bei einem selber anfängt. Das man sich selber kontrolliert und sich fragt, wen wähle ich jetzt, warum kann ich diese Person nicht leiden. Oder was habe ich gegen diese Person. Ist doch auch nur ein Mensch, letztendlich. Mit der letzten Zeile es fängt ja alles bei mir an, die soll halt diese Kontrolle über sich zeigen. Worüber lohnt es sich aufzuregen? Darüber das man kein Handynetz hat? Andere haben nicht mal fließend Wasser, deswegen … es soll halt Selbstkontrolle widerspiegeln.
Stefanie: Was Thomas meint, ist nicht das man nichts damit bewegen kann, sondern man kann schon. Diese Lied ist ein kleiner Tropfen auf dieser Welt auf den heißen Stein, aber wenn es ganz viele solcher Lieder gibt, dann ist es ein Meer … das kann schon alles besser machen. Aber es wird sich nicht die Welt einfach ändern und der Bush wird nicht sagen: Ich höre auf mit dem Krieg, weil Silbermond einen Song gemacht haben.
Thomas: Letztenendes haben wir uns einfach die Frage gestellt, warum man hier auf der Erde ist. Ist man hier um Nazi zu sein, und nicht aus Fehlern zu lernen die schon einmal gemacht wurden, um an diesen dummen Ideologien festzuhalten. Ist man hier, um sich gegenseitig abzuknallen. Es ist einfach sinnlos. Es hat keinen Sinn. Vielleicht ist der Mensch ja so, dass er sich selber zerstören muss, aber dann will ich nicht dazu gehören.
Andreas: Der größte Feind des Menschen, ist der Mensch selbst. (Thomas Hobbes)

Wortraub: Als zweite Strömung in euren Texten sind die persönlichen, auf Zwischenmenschliches bezogenen Texte wie Unendlich oder Das Beste. Könnt ihr das im Moment, habt ihr Zeit dafür? Beziehungen? Liebe?
Stefanie:
Es kann, wenn man es will. Aber gerade die starken Gefühle muss man nicht im Moment haben, um es textlich niederzuschreiben. Diese krassen, sehr starken Momente, wie du bist total glücklich, oder total unglücklich, die hinterlassen sehr viel Eindruck bei dir selber und so was vergisst man nicht so schnell und solche Momente merkt man sich und weiß genau wie so was abläuft und sich so was anfühlt. Deswegen kann man darüber eigentlich immer schreiben.
Andreas: Es ist sicher nicht einfach. Aber es geht. Es kommt auf den Partner drauf an. Man muss halt was dafür tun. Man muss die Blumen immer gießen.

Wortraub: In Das Beste preist ihr die Liebe, den Menschen an der Seite und in Kartenhaus geht das ganze dann in eine obsessive und zerstörerische Richtung. Wie steht es denn nun um die Liebe?
Stefanie:
Es ist beides, davon lebt ja die Liebe auch.
Thomas: Wenn wir das wüssten! *lacht* Es gibt halt alles in der Liebe. Ich glaube das kennt jeder, das man gewisse Sachen als selbstverständlich ansieht und dabei vergisst gewissen Menschen zu sagen, dass es schön ist, das sie da sind, das sie um einen herum sind, das sie mit einem durch das Leben gehen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch diese Liebe, wo man sich in was reinsteigert, unerfüllte Liebe. Wo der eine Teil das wesentlich krasser sieht als der andere.
Stefanie:Das man halt viel von einander abhängig macht. Man kennt das ja, wenn man verknallt, das denkst du, du hast schlechte Laune, wenn der schlechte Laune hat. Dann hast du gute Laune, wenn der auch gute Laune hat. Und nur weil er dich mal anmotzt bist du schlecht gelaunt. Man macht halt viel davon abhängig und wenn dann die eine Seite sagt, du verpiss dich, dann stehst du halt da und hast alles abhängig gemacht von ihm. Und ohne ihn bist du unvollständig. Und denkst dir, du bist nicht mehr alleine auch ein Mensch. Es sind halt immer diese Gegensätze da. Es kann halt unglaublich schön sein, aber genauso schnell kann es auch wieder nicht so schön sein. Stell dir mal vor, wie langweilig das Leben ohne Liebe wäre. Keine Herausforderungen mehr im Leben.

Wortraub: In ich wünsch dir was geht es dann um den Abschied im Guten. Dabei haben doch Revolverheld gerade gesungen Scheiß auf Freunde bleiben. Funktioniert das nun, oder nicht? Kann man sich im Guten trennen?
Thomas:
Für mich ist es wichtig, dass man immer im Guten auseinander geht. Das ist glaube ich ganz wichtig, denn wenn was unausgesprochen bleibt, dann neigt man ganz schnell dazu, Sachen darein zu interpretieren, die einfach nicht wahr sind. Da steigert man sich ganz schnell in etwas rein. Es ist ganz wichtig, dass man drüber quatscht. Natürlich überwiegt am Anfang der Zorn oder vielleicht auch ein gewisses Wehleid, dass man auseinander geht. Aber letztendlich hat das seinen Grund.
Stefanie: Es ist ja auch auf Freundschaften gemünzt, das Lied. Es kann auch sein, dass es ein Kumpel ist, mit dem man viel erlebt hat. Und dann sagt man, ok jetzt bist du weg, aber ich wünsch dir ne gute Zeit. Wenn du gehen musst, dann schreib mir wenigstens, was du machst.

Wortraub: Ihr beschreibt in Unendlich den schönen Moment, der auf immer in der Erinnerung bleibt, und in Endlich die Vergänglichkeit aller Dinge. Es geht also darum, die Dinge im Moment zu genießen und dieses Gefühl festzuhalten, ohne den Moment festhalten zu können. Was wie ein Widerspruch aussieht, sind die zwei Aspekte von Glück, oder? Habt ihr das so erlebt?
Thomas:
Das ist in einem Beispiel ganz gut zu erklären. Wenn man diese Konzertsituation hat, auf einem Festival. Du hattest einen schönen Tag, warst den ganzen Tag auf dem Gelände und hast halt diesen Song geschrieben Unendlich, der eigentlich davon handelt, dass du einen Moment hast, der ewig währt. Für uns ist es halt dieses auf der Bühne stehen gewesen, diese Massen von Leuten, die Lieder von uns mitsingen. Das ist unfassbar. Du gehst auf diese Bühne und bis auf eine Art voll high. Es ist schwer zu beschreiben. Dann gehst du halt in den Nightliner und sitzt noch rum, weil du nicht schlafen kannst. An dir ziehen die Lichter der entgegenkommenden Autos vorbei und man beginnt nachzudenken, was denn passiert, wenn du das nicht mehr. Was halt ist, wenn Sachen zu Ende gehen. Es kann eine Bandkarriere sein, es kann aber auch zwischenmenschlich sein. Dann ist es einfach schwer, zu akzeptieren, dass man das nicht festhalten kann. Auf der anderen Seite flüchtest du dich darein, das mitzunehmen, den Moment für dich festzuhalten, zu genießen und auszuschöpfen, das du lange davon zehren kannst.
Andreas: In Beziehungen, bei Trennungen sieht man ja, das schwierige daran, dass man diese positiven Momente wieder hochhebt und dann halt traurig wird, das man dieses Positive mit dem Menschen nicht mehr erleben kann. Deswegen ist das Positive im Negativen, das ist schon ein Widerspruch.
Stefanie: Das sind zwei Songs, die eigentlich das selbe sagen, nur unterschiedlich. Aus unterschiedlichen Perspektiven.

Wortraub: Mit Schick Love bringt ihr einen Bruch in die Musik. Der Song ist ein wenig selbstironisch und nimmt weder euch, sich selbst, noch seinen Inhalt besonders ernst. Warum dieser Bruch? Was liegt euch an dem Song?
Thomas:
Das ist uns immer wichtig gewesen, dass man aus verschiedenen Situationen ausbricht. Das man halt auch Sachen macht, die experimentell sind, oder für einen nicht so typisch. Das finde ich witzig, und wichtig. Wenn du halt den Fernseher anschaltest, und Musikfernsehen ist durch diese Klingeltöne nicht attraktiver geworden, dann musste das einfach mal raus.
Stefanie: Man darf sich als Band auch nicht so ernst nehmen. Wir sind auch nur ne Band und gerade letztes Jahr hat jeder behauptet, wir seinen gemacht worden. Jede Band mit Frontfrau, die deutsch gesungen haben, ist gemacht worden. Und weil es gerade in ist, haben die sich ganz schnell entschieden, mal Musik zu machen. Da sagen wir so, hey, wenn ihr nicht dran glaubt, dass wir ne zweite Platte machen, dann eben nicht. Wir machen es trotzdem. Wir können dann ja mal gucken, ob eure Meinung dann immer noch so ist. Wir haben das halt so gemacht. Wir sind eine Band, die macht halt Songs, weil sie da Bock drauf hat. Die Anderen ist auch so ein Spaßsong, der ist entstanden, als wir in der Pause im Proberaum gesessen haben und Thomas gejammt hat und ihm das dann eingefallen ist. Genauso war das bei Schick Love. Man kann auch ruhig mal ein bisschen selbstironisch sein.

Wortraub: Eure Texte verbinden alltägliche Gedanken und Situationen mit schlichten Worten. Ihr wollt verstanden werden, oder? Was haltet ihr von der Intellektualität von Bands wie Die Sterne oder Blumfeld?
Thomas:
Bei uns ist das so, das wir uns da keine Gedanken drüber machen. Ich finde es falsch über Musik zu philosophieren und nachzudenken, weil Musik keine Mathematikaufgabe ist oder irgendetwas, was man lösen kann oder was man in eine bestimmte Richtung drücken kann. Du kannst natürlich jetzt sagen, ich will das alles ganz hart werden lassen, ich will das eher poppig haben und Mainstream machen. Aber zumindest eine Band wie wir werden immer umsetzen, wie es einem gerade geht, was man gerade empfindet. Das ist umso stärker, weil wir aus dem Proberaum heraus schreiben und deswegen bringt es nichts, sich Gedanken darüber zu machen, wie man rüber kommen will.
Andreas: Wir wissen ja nicht, wie wir mit Vierzig texten. Wir sind Anfang zwanzig und haben keine Kinder. Wie es in zwanzig Jahren aussieht wissen wir nicht. Es kann dann ja sein, dass wir das ganz anders machen.
Stefanie: Das ist unsere Art. Wir machen uns da keine Gedanken. Wir finden die Text von Wir Sind Helden großartig. Aber die machen es auf ne andere Art. Wir machen es, wie wir es halt können.

Wortraub: Ihr seit als Band gewachsen, habt euch in Bautzen kennen gelernt und zusammen gespielt, was das Zeug hält. Aber man hat euch als Casting-Band bezeichnet. Was haltet ihr von Pop-Konstrukten wie DSDS?
Stefanie:
Wir haben uns 1998 kennengelernt, und seitdem machen wir Musik. Da war ich 14 oder so, seitdem haben wir im Raum Bautzen zusammen angefangen zu spielen. In Kneipen, bei Jugendfestivals, in Kellerclubs mit 10 Gästen. Das haben wir vier Jahre lang gemacht, sind nebenbei zur Schule gegangen und haben Schüler Bandwettbewerbe mitgemacht. Das mit dem Casting ist nicht wahr, wir haben es den Leuten nur nicht erklären können. Das ging dann erst nach dem ersten Album, als wir zum zweiten Album ins Studio gegangen sind. Da wusste jeder etwas über Silbermond und was wir machen. Aber es ist schwer das zu vermitteln. Da denken dann schon Leute, was sie sich zusammenreimen können.