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Keep It Real!

Ist „Musik“ noch zu retten? Gibt es noch Kreativität und Reinheit der Kunst? Oder hat die Ausbeutung eines jeden Trends schon alle Originalität unter sich begraben? Die kanadischen Rapper Dead Celebrity Status geben Antwort.

Die beiden Freunde und Rapper Bobby und Yas haben bereits als 13-Jährige in Toronto die Clubs aufgemischt. Sie hatten soviel Erfolg mit ihrem „Projekt Wyze“, dass sie sich mit Größen wie Public Enemy auf einer Bühne wiederfanden. Ihr Erfolg beruhte auf authentischem HipHop, den sie von einer Punkband aufmischen ließen und schon 1994 den Rock-Rap-Trend vorwegnahmen. Im Jahre 2000 signte Sony die Jungs und verkaufte sie im Fahrwasser von Limp Bizkit und Linkin Park: Der Ausverkauf der Ideen hatte begonnen. Yas und Bobby kotzte das an, sie kündigten und gründeten Dead Celebrity Status. Auf ihrem Debüt „Blood Music“ wettern sie vor allem gegen die Industrie und Medien.

Ihr habt mit „Projekt Wyze“ aufgehört, weil Ihr Euch von der Industrie verkauft gefühlt habt. Was ist passiert?

Die Industrie ist das Monster. Das selbe Biest, das schon zu Elvis‘ Zeiten da war. Sie sehen einen Trend und schlagen zu. Sie nehmen jeden Hans und Franz, pressen ihn in einen Sound und übersättigen den Markt. Sie fluten ihn mit Müll.

Und was ist jetzt anders bei Dead Celebrity Status?

Wir sind wieder in der Lage unsere Vision und unsere Aussagen rüberzubringen. Wir können dabei entspannen und uns auf das konzentrieren, was wir machen wollen. Und wir machen wieder HipHop. Es ist neuer Scheiß, einfach anders!

Naja, aber Rockelemente sind schon noch drin. Ihr habt sogar Jane’s Addiction und Twiggy Ramirez dazu gebracht auf dem Album zu spielen …

… ja, stimmt. Dieser Teil wird nie verloren gehen. Wenn man sich die Anfänge des HipHop mal anschaut, dann ist dieses Rockelement da auch drin. Denk doch mal an Run DMC, LL Cool J oder Public Enemy. Denk an Rick Rubin. Das war immer ein Teil des HipHop. Und Bobby und ich sind auch mit dieser Musik aufgewachsen, mit Metal und Grunge.

Ich hätte gedacht, Rock ist tot, und HipHop ist die Musik der Zeit.

Quatsch! Ich denke nicht, dass Rock jemals tot sein kann. Allerdings ist der Mainstream tot; Das ist nur noch ausgekotzter Dreck. Das gilt aber auch für HipHop. Im Mainstream gibt es nur Schrott, aber du kannst guten Rock ebenso finden wie guten HipHop. Du musst halt nur selber suchen gehen und dich nicht von MTV einlullen lassen.

Also gibt es noch einen Raum für Kreativität?

Klar gibt es den, nur nicht im Pop. Heutzutage funktioniert Pop nach dem Prinzip „Kekse backen“. Du nimmst den selben Teig, rollst ihn aus, dann nimmst du die Keksstanze und fängst an immer das Selbe auszustechen. Mal ehrlich, bin ich der Einzige, der nicht versteht, was die Pussycat Dolls darstellen sollen?

Wer ist schuld, die Medien? Haben die zu viel Macht über unseren Geschmack?

Definitiv! Die meisten Menschen sind doch wie Schafe. Glotzen TV, kaufen Magazine und wollen das haben, was man ihnen vor die Nase gesetzt hat. Die Leute glauben ernsthaft, so würde die Welt funktionieren. Wir sind eine dumme Welt geworden, wollen keine Energie mehr in eigene Gedanken stecken. Statt dessen gucken wir lieber Jessica Simpson zu, wie sie zu blöde ist, Thunfisch und Hühnchen auseinander zu halten. Wie frustrierend.

Der Artikel ist erschienen im Piranha Magazin Ausgabe 10/06.