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Flirt mit der Elektronik

Mancher Musiker bezieht seine Inspiration aus der täglichen U-Bahnfahrt oder vielleicht auch aus dem Kaffeesatz. Wenn man ein Medienjunkie ist, so wie Mike Patton, dann bezieht man Inspiration aus allem, was man konsumiert: „Platten, Bücher, Videos oder Menschen, die ich respektiere. Alles das ist mein Input, alles was in mich einfließt. Das kann sogar eine Tasse Kaffee nachts um drei sein. Oder eben ein Film.“ Der Film, von dem Patton hier redet heißt „Augen der Angst“, oder im Original „Peeping Tom“, was so viel bedeutet wie Spanner. Patton fand den Film klasse und plant seit seiner Trennung von Faith No More, ein Projekt nach ihm zu benennen: „Ich wollte schon lange etwas machen, bei dem ich andere Musiker beobachte. Wo ich neue Abenteuer eingehe und etwas lerne. Bei dem ich meine Nase in Dinge stecke, die ich nicht kenne. In diesem Falle also die Welt der Electronica und des HipHop. Das ist wie ein Flirt für mich.“ Seine Partner für das Blind Date hat er wohl gewählt. Da veredeln Massive Attack, Dub Trio, Kool Keith, Kid Koala oder auch Dan the Automator seine Tracks und sogar NuJazz-Darling Norah Jones versucht sich an einem von Pattons Songs. Herausgekommen ist ein Werk, das typisch Patton ist und sich schwer beschreiben lässt: „Es ist dichte, recht anstrengende, vielschichtige und interessante Popmusik. Wenn ich Musik mache ist das meist echt seltsam und unheimlich, aber das hier ist wie Urlaub für mich. Ich wollte eine Platte machen, die nur aus der Sahne besteht und auf den Kuchen verzichtet.“ Na dann, guten Appetit.

Der Artikel ist erschienen im WOM Magazin Ausgabe 06/06.
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