Alles wie immer
Als die Beatsteaks sich vor mehr als 16 Jahren als Punkband in Berlin gegründet haben, da hatte wohl keiner die rasante Fahrt vorausahnen können, die folgen sollte. Vorband für die Sex Pistols, European Music Awards, Charthits – was will man mehr? Denn spätestens seit ihrem 2004er Album Smack Smash war jedem hierzulande klar, dass diese fünf Jungs zu musikalischen Großtaten bestimmt waren. Diese Band ist ein Star!
„Oh Mann, für uns fühlt sich das gar nicht so an. Keine Ahnung was ein Star ist, aber ick bin et nüscht“, berlinert Torsten Scholz (Bass) fröhlich und wirkt dabei so authentisch „von nebenan“, dass man ihm sofort glaubt: „Für uns ist der Erfolg ja nicht über Nacht gekommen, das ging immer peu á peu. Wir wurden ja früher auch schon auf MTV gespielt, darüber haben wir uns damals unglaublich gefreut – nur war das eben einmal im Nachtprogramm, und heute sind wir ‚All Eyes On‘ und laufen zehnmal täglich. Das ist immer größer geworden, keine Ahnung wie.“
Sie sind also immer noch die Jungs aus Berlin, machen Musik und freuen sich, dass sie gemeinsam so viel Spaß haben dürfen. Doch ob ihr neues Album Boombox nun mit Werbung im TV angekündigt wird und alle Welt nach Hype schreit, das interessiert Torsten relativ wenig: „Klar ist das großartig, Erfolg zu haben, und ich sammle jeden Schnipsel aus der Presse voller Stolz, aber wenn wir ein Album machen, dann ist uns die Außenwirkung erstmal egal. Hauptsache, wir haben die beste Musik gemacht, die uns möglich war. Der Rest juckt mich nicht.“
Dabei hat sich schon viel verändert seit den Anfängen, schließlich haben sie jetzt schon mehrfach die Wuhlheide ausverkauft, spielen regelmäßig in großen Hallen – das ist irgendwie nicht mehr so richtig Punk, mag jetzt mancher Kritiker behaupten. „So ein Quatsch“, widerspricht Torsten, „wer das behauptet, hat nicht zugehört und hingeschaut. Ja, wir sind in den Hallen, aber wir spielen auch kleine Gigs, so wie im Moment vor 200-300 Leuten jeden Abend. Und wir machen immer noch alles selbst – wer uns eine Email schreibt bekommt von uns Antwort, nicht von einem PR-Praktikanten der Plattenfirma. Wir stecken alle mehr Arbeit und Liebe in diese Band als so mancher Möchtegern.“
Mit Boombox haben sie ihr Do-It-Yourself sogar noch weiter getrieben als bisher, denn als sich die Studioaufnahmen als zu steril erwiesen, haben sie kurzerhand im Proberaum ein Mini-Studio aufgebaut und ihre erste Platte selbst produziert. „Das war großartig, Peter hat Arnim aufge-nommen, dann hat Arnim die Rhythmussektion aufgenommen und ich habe hinterher den Chor abgemischt. Wir hatten alle einen Anteil an der Produktion. Dieses Album ist zum ersten Mal so richtig unser Baby. Da gibt es einfach nichts, was wir nicht in der Hand hatten. Das machen wir mit allem so. Wenn wir dem Ganzen nicht unseren eigenen Stempel aufdrücken können, dann machen wir es nicht.“ Das neue Album jedenfalls hat diesen Stempel, und dennoch ist es eine konsequente Weiterentwicklung, wie Torsten meint: „Für mich ist es das bessere Smack Smash, wir waren einfach klarer strukturiert. Was aber ganz wichtig ist: Es muss immer richtig rumpeln!“ Ganz so, wie vor 16 Jahren.
Ursprünglich erschienen in Kreuzer 03/2011.