Game Tipp: Crysis 2 (PC, PS3, Xbox 360)
Review: Crysis 2 (2011) von EA für PS3, PC und Xbox 360
ursprünglich erschienen in Kreuzer 05/2011
Die Autoren von Science Fiction haben nicht viel zu lachen, denn ihnen dürfte aufgefallen sein, dass in den vergangenen Jahren kaum noch ein „Zukunftsroman“ die Spitzenpositionen am Markt erobern konnte – kein Wunder also, dass man sich notgedrungen in anderen Gefilden eine Nische sucht, etwa beim Schreiben von Filmscripten oder als Berater von Com-puterspielen wie dem neuen Crysis 2. Und da in Deutschland SF-Visionäre Mangelware sind, hat sich Crytek für den Nachfolger des besten Ego-Shooters 2008 in UK und Kanada umgeschaut und ist dabei über Richard Morgan und Peter Watts gestolpert.
Ersterer ist bekannt für seine SF-Genre-Erweiterungen in Richtung Krimi (Altered Carbon), liebt es also Komplotte zu schmieden und düstere, verschrobene Helden durch dreckige Großstadtszena-rien zu schicken. Sein Einfluss findet sich im Spiel vor allem in der Storyline um Crynet und den Nanosuit, der auch in diesem Teil das zentrale Element darstellt. Der Spieler übernimmt wiederum einen Elitesoldaten, der mit dem Superanzug ausgestattet einen Krisenherd befrieden muss. Dabei vertauscht Teil 2 allerdings den Dschungel der Pazifikinsel aus Teil 1 mit dem urbanen Dschungel New Yorks.
Die Spezialität des zweiten Autors, Peter Watts, ist die Verwirklichung globaler Epidemien, die unsere Existenz auszulöschen drohen (Starfish) – im Spiel vor allem die Story um den Manhattan-Virus, der ganz New York erledigt und unsere Handlungen erst motiviert. Schade ist jedoch, dass die Ideen der Autoren, Verzeihung: Berater, wegen der für das Spiel notwendigen Action-Elemente zurückstecken müssen und so die Story durch überzogene Konflikte und platte Motivationen verdrängt wird. Am Ende bleibt doch nur ein hochglänzender Shooter übrig, weil sich Romane und Spiele eben doch nicht auf dieselbe Art erzählen lassen. Es braucht wohl noch eine Generation Autoren, die mit beiden Medien umgehen können.