Die wundersame Kraft des Pop
Eigentlich ist „IS“ ja bereits das dritte Album der kanadischen Band Hey Ocean!, aber es ist das erste, das nicht im Eigenvertrieb erschien. Die drei Musiker aus Vancouver wollten alles ganz professionell machen und engagierten einen Produzenten, suchten ein Management und ein Label, aber das klappte nicht ganz wie erwartet: „Wir haben schon 2010 mit der Produktion angefangen und sind dafür nach Toronto in ein berühmtes Studio gegangen. Aber schon nach zwei Monaten war das Budget alle und der Produzent total irritiert von uns“, erklärt Gitarrist Dave Beckingham die lange Produktionszeit: „Da waren total schlechte Vibes im Raum. Wir haben dann die Sachen gepackt und das Album lieber wieder in Eigenregie produziert. Aber auch dann hat es noch ewig gedauert, mit dem Album ein Management und ein Label zu bekommen – die haben den Release immer wieder geschoben, um noch PR zu machen.“
Dabei sollten die sonnigen Popperlen von „IS“ doch eigentlich für sich selbst sprechen. Es sind fröhliche Songs abseits des immergleichen Chartzirkus, die so dem Genre endlich wieder eine handgemachte Note verleihen. So wie „Make A New Dance“, ihre aktuelle Single, für deren Video Hey Ocean! ihre Fans baten selber Tänze zu erfinden und diese per Video einzusenden. Das Ergebnis ist grandios und macht viel Spaß, wie Beckingham erklärt: „Die Idee kam uns, weil wir den kleinen Neffen eines Freundes aufheitern wollten, der an Krebs litt. Ben ist gerade einmal drei Jahre alt und musste mit dieser schrecklichen Krankheit kämpfen. Es geht ihm jetzt wieder besser, und wir hoffen, dass die Videos von unseren tanzenden Fans dazu beigetragen haben. Es ist eine wundersame Heilung durch Tanz!“ Ob man der Musik der Band nun gleich heilsame Wirkung zuspricht oder nicht, auf jeden Fall machen die Songs viel Spaß, sie verleiten zum Mitsingen und stimmen positiv. Und es ist Bands wie Hey Ocean! zu verdanken, dass Pop nicht immer gleich etwas Negatives sein muss.
Hey Ocean! – „IS“
Ursprünglich erschienen im Piranha 10/2013