Sei kein Vollidiot!
Laut Dave Pen ist der Unterschied zwischen Menschen und Maschinen nicht besonders groß – ob das allerdings ein Grund zur Freude oder zur Panik ist, das bleibt auf dem Debutalbum seiner neuen Band noch ungeklärt.
Bekannt sein dürfte der Mann mit dem intensiven Blick und den tiefen Gedanken den meisten Fans vor allem durch seine Arbeit mit dem Soundkollektiv Archive, mit dem er aktuell eine kleine Pause macht, um sich auf ein neues Projekt zu konzentrieren. We Are Bodies heißt seine Kooperation mit dem in Frankreich lebenden Komponisten Robin Foster, auf deren Debütalbum ein eklektischer Sound zwischen Elektronik, Pop und schrammeligem Krautrock zu hören ist. „Mir wird schnell langweilig, und da beschäftige ich mich halt gern“, sagt Pen über die Idee zur Band, „außerdem liebe ich es, mit gleichgesinnten Musikern zu experimentieren.“ Musikalisch ist der Erstling mal pop-inspiriert, mal fragil elektronisch, dann wieder kraftvoll rockig – immer aber schimmert ein wenig Anachronismus durch. Als Inspiration gibt Pen etwa die 80er-Jahre Avantgarde- und New Wave-Ikonen Talk Talk, The Smiths-Gitarrist Johnny Marr und den dunkel-futuristischen Blade Runner-Soundtrack von Vangelis an. Der Film von Ridley Scott spielt insgesamt eine wichtige Rolle für die beiden Musiker: „Auf dem Album geht es auch um die Beziehung von Menschen und Robotern. Es geht um Koexistenz, um die Abhängigkeit von Robotern und wie diese anfangen selbständig zu denken. We Are Bodies ist also ein passender Name für uns – wir sind alle nur Körper. Egal ob Mensch oder Maschine, wir sind nur Gefäße.“
Pen bezeichnet sich selbst als Science Fiction-Fan und gibt neben Blade Runner noch klassische Dystopien wie Ray Bradburys Fahrenheit 451 als Einfluss an. In der modernen Welt, so sagt er, sei der Mensch gleichgeschaltet und zum Automaton degeneriert: „Alles ist so wahnsinnig schnell und unübersichtlich geworden, so dass wir gar nicht bemerken, wie all das Chaos übertüncht wird, um uns ruhig zu halten. Wir bekommen gesagt, was wir tun und was wir lassen sollen. Manche unserer Existenzen sind doch nur noch vorprogrammiert – wie eine Waschmaschine, die sich ständig im Kreis dreht, weil ihr Programm das so vorschreibt. Aber tief drin, denke ich, da suchen wir alle nach einem Ausweg, nach einer Fluchtmöglichkeit.“ Auf „We Are Bodies“ erforscht Pen diese Entwicklungen, sowohl im Positiven wie im Negativen, und versucht schließlich, mögliche Alternativen aufzuzeigen. Gar nicht so einfach, wie er etwas resigniert zugibt. Ein paar Tipps hat er allerdings doch, wie wir die Welt besser machen könnten: „Schau dich um, sei aufmerksam und denk über deine Handlungen nach. Versuch die Welt zu verbessern und im Leben der Anderen einen Unterschied zu machen. Und vor allem, sei kein absolut ignoranter Vollidiot!“
We Are Bodies – „We Are Bodies“
Ursprünglich erschienen im Piranha 04/2015