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Die verbindende Kraft

„The Spark“ ist das fünfte Album der britischen Ausnahmemusiker Enter Shikari und es verspricht eine neue, ruhige Seite der vier Energiebündel. Sänger und Frontmann Rou Reynolds jedenfalls kann gut mal einen Gang runterschalten.

Als sie vor zehn Jahren ihr Debütalbum „Take to the Skies“ veröffentlichten, da waren Enter Shikari kaum zu bändigen – als Vorgruppe von Billy Talent sprangen und rannten sie bei ihren ersten deutschen Auftritten über die Bühne als hinge ihr Leben davon ab. Damals, so Reynolds was es subjektiv gesehen auch so: „Wir hatten das Gefühl, so viel wie möglich in unser Leben und unsere Musik packen zu müssen. Jeder Song war eigentlich eine manischen Legierung von fünf Songs. Diese unbändige Energie war uns einfach das Wichtigste, alles musste in die Musik – Punk, Techno, Metal, Hauptsache es hatte Power.“ Mit dem neuen und fünften Album sind Enter Shikari besonnener geworden, leiser an einigen Stellen, bewusster im Umgang mit den vielen Musikeinflüssen. Für Reynolds liegt das vor allem an ihrer Erfahrung: „Wir haben vor allem gelernt unser Selbstbewusstsein auch auf die Musik anzuwenden. Wir sind uns sicherer, wie wir die Dinge, die uns wichtig sind ausdrücken können. Wir haben eine gewisse Komfortabilität mit der Musik erreicht. Deswegen ist ‚The Spark’ nicht mehr so überfrachtet. Wir konzentrieren uns auf die Dinge, die wir für wesentlich erachten. Die Musik ist dadurch einfacher geworden, mehr auf den Punkt.“

Die Songs von „The Spark“ wirken tatsächlich gereifter, auch wenn die wilde Melange an Einflüssen in ihrer Gesamtheit noch zu spüren ist, so findet man sie auf dem Album und nicht mehr in jedem einzelnen Song. Auch haben sich die Einflüsse etwas verändert. Wo früher die Hochenergie des Techno und Trance die Tanzbarkeit der Songs definierte, da sind es heute auch mal die Pop- oder Wave-Einflüsse. Statt Hardcore-Riffs und bis zum Anschlag ausgereizten Shouts finden sich fragile Momente, dezente Akustikgitarren, leiser und betonter Gesang. „Ich bin jetzt erst mit mir selbst als Songwriter und Sänger im Reinen. Ich habe lange dafür gebraucht“, sagt Reynolds und meint damit eine Krise, die in vor ein bis zwei Jahren emotional erwischt hat. „Mein Leben fiel auseinander, ich hatte das Gefühl nicht mehr mit den ganzen Erwartungen mithalten zu können. Als dann auch noch die Welt da draußen kaputt ging, mit Brexit, Trump und Co., da war das ein Zeichen für mich. Die Musik hat mir gezeigt, dass es egal ist, wie machtlos ich mich auch fühle. Mit der Musik kann ich mich mit anderen verbinden, kann Gemeinsamkeit generieren. ‚The Spark’ ist dieses Licht am Horizont, es ist die Hoffnung auf einen Neuanfang, es ist die Verbindung, die wir brauchen.“

Enter Shikari – „The Spark“