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Der Moment des Persönlichen

Nach der ausdrücklich politischen EP „Better Ash than Dust“ ist es um die kalifornischen Hardcore-Recken von Stick to Your Guns ungewöhnlich ruhig geworden. Dabei hätte man dank Donald Trump annehmen können, dass es gerade jetzt lohnt, sich auch in der Musik deutlich zu positionieren. Doch die neue Scheibe ist viel persönlicher als ihr Vorgänger, wie Sänger Jesse Barnett erklärt: „Stimmt schon, Politik ist wichtig, aber wir wollten den Leuten etwas anderes bieten. Ich meine, es werden bestimmt eine Menge ‚Fick Dich, Donald!’-Songs aus der Szene kommen, nur eben aktuell nicht von uns. Wenn man sich das politische Klima anschaut, dann ist das – nicht nur in den USA, sondern weltweit – erschreckend und man braucht sicher einen besseren Weg. Aber um den zu gehen, muss man sich erst einmal selber ins Gesicht schauen können. Wir müssen mit uns selbst zuerst ins Gericht gehen und erkennen, dass meist wir selbst auch falsch liegen. Darum geht es auf dem Album. Einen wahren Blick auf sich selbst zu haben.“ Musikalisch verpacken Stick to Your Guns diese Botschaft in gewohnt kraftvolle Songs, die zwischen roh und melodisch, zwischen brutal und eingängig variieren, dabei aber immer der Tradition des Hardcore treu bleiben. „True View“ ist ein ehrliches Album, mit dem die Band voll und ganz den aktuellen politischen Moment auslotet, und der beginnt eben bei jeden Einzelnen und im Privaten.

 

Stick to Your Guns – „True View“