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Hautnah und schweißnass

Nach drei Studioalben veröffentlichen die deutschen Prog-Rocker Blind Ego nun ihr erstes Live-Album – inklusive Videoaufnahme – und belegen damit, dass sie sowohl auf der großen Bühne, als auch im intimen Club zu Hause sind.

Die Idee ein Live-Album zu machen kam Blind Ego-Mastermind Kalle Wallner eher spontan nach einem Open Air Konzert auf der Loreley: „Das Loreley-Konzert haben wir ursprünglich nur für uns mitgeschnitten. Nachdem ich aber in das Material reingehört hatte, dachte ich, wow, das ist wirklich sehr, sehr gut geworden! Zumal es ein besonderes Erlebnis war: obwohl es während des Auftritts regnete sind die Leute geblieben und haben abgefeiert. Beim Song ‚Never Escape The Storm’war es besonders heftig. Wenn ich den Song jetzt auf der CD höre, bekomme ich noch immer Gänsehaut. Es war ein ganz besonderes Konzerterlebnis.“ Klar, dass man diese Erfahrung auch den Fans zur Verfügung stellen wollte. Um das Ganze abzurunden und die Liquid-Tour noch besser erfahrbar zu machen, wurde noch eine zweite und klar auf Kontrast ausgerichtete Aufnahme produziert, diesmal als Video für die DVD.

Im legendären Hamburger Liveclub Logo, der so winzig ist, dass die Band mit ihren Fans auf Tuchfühlung gehen konnte, entstand eine intime und direkte Aufnahme. Blind Ego sind hier aus einem ungewohnten und sehr direkten Winkel zu sehen. „Gerade weil es so eng dort ist, war es der ideale Standort für einen besonderen Konzertfilm. Der Kameramann begleitet uns während des Konzerts auf, neben und vor der Bühne. Dabei konnte er Bilder und Situationen spontan einfangen, als wäre der Zuschauer als sechstes Bandmitglied live dabei. Dank der kleinen Bühne gibt es natürlich genug zu sehen. Das Resultat hat mich schlichtweg umgehauen, alles gestochen scharf und man ist tatsächlich immer mittendrin! Dabei ist es unglaublich ehrlich.Weder im Bild noch im Ton wurde irgendwas ausgebessert.“

So entsteht ein brutal ehrlicher und intensiver Mitschnitt, vom Open Air der Loreley hinein in den Miniclub des Logo, der Blind Ego von allen Seiten präsentiert. Und die beiden Aufnahmen waren entsprechend auch nicht ohne ihre jeweils eigenen Anforderungen, wie Wallner betont. „Die Performance zwischen einer so großen und einer so kleinen Bühne unterscheidet sich natürlich grundlegend. Im Logo hat man nur wenig Platz, die Leute kriegen sprichwörtlich jeden Schweißtropfen mit. Alles ist sehr intim und kompakt, fast ein bißchen wie im Proberaum. Auf der Loreley muss dagegen jeder einzelne Musiker seine persönlich Live-Präsenz unter Beweis stellen. Die Band muss als Einheit fungieren, damit der Funke überspringen kann.“ Mit „Liquid Live“ jedenfalls haben Blind Ego bewiesen, dass sie ihrem Ruf als Performer gerecht werden, im Großen wie im Kleinen.

Blind Ego – „Liquid Live“