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Game-Tipp: Days Gone

Das Sterben der alten Welt

Das Motiv von »Days Gone« ist offensichtlich: unsere Welt gibt es nicht mehr. Eine Epidemie hat die Zivilisation befallen und nur hungrige Freakers zurückgelassen, die sich an den Überlebenden gütlich tun wollen. Klar, die alte Welt ist tot und wir spielen Biker Deacon St. John, der sich durch die temperierten Regenwälder Oregons kämpft und … ja, was eigentlich? Er überlebt, tötet Freaker, sammelt Materialien –soweit, so bekannt. »Days Gone« ist ein Open-World-Spiel, mit atemberaubender Szenerie und einer atmosphärisch dichten Welt, in der es darum geht zu Überleben. Aber warum braucht es das?

In vielerlei Hinsicht versucht das Spiel an einer alten Spielewelt festzuhalten, die nicht mehr zeitgemäß ist. Deacon ist ein raubeiniger, tätowierter Macho mit PS-starker Maschine, dessen emotionale Konstitution durch den Tod seiner Frau und seine Bromance zu Biker-Kamerad Boozer bestimmt ist. In Deacon verkörpert sich maskulines Wunschdenken nach einer einfachen Welt, wo der Einzelne aufgrund seiner Fähigkeiten und seines Willens überlebt. Mann ist auf sich gestellt (und das ist gut so) und kooperiert nur wenn nötig mit anderen. Frauen sind vor allem passive Motivatoren für männliches Handeln. Und die Welt der Freaker ist so eindeutig böse, dass Gewalt und Egoismus nicht hinterfragt werden müssen. Kritik, Reflexion oder gar Innovation sind diesem Spiel fremd und so bleibt »Days Gone« ein reaktionäres Sehnen nach der alten Welt.

Plattform: PS4

Entwickler: Bend Studio

Anbieter: Sony Interactive Entertainment

USK: 18

Preis: 60 Euro

Ursprünglich erschienen im Kreuzer 06/19