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Das verflixte dritte Album

Nach zwei erfolgreichen Alben in den letzten 5 Jahren setzen die französischen Metalcoreler von Novelists FR zu ihrem dritten Streich an und klingen dabei ungewohnt poppig, wenn nicht gar radiotauglich…

„Wir haben ganz verschiedene Identitäten,“ sagt Bassist Nicolas Delestrade über das neue Album, „und das bedeutet, dass die Novelists heftig, weich, melodisch, rockig oder was auch immer sein können und dabei immer nach den Novelists klingen. Dieses Album ist vielleicht melodischer und konzentriert sich auf die Technik der Musik, aber das heißt keineswegs, dass wir das ab jetzt immer so machen.“ Dabei ist „C’est la vie“ eine gelungene Entwicklung für die Band und zeigt eine melodiöse Seite der Band, die ein gutes Gespür für Songwriting entdecken lässt und dem eher rauen Scream vor allem des Debüts etwas Sanftes entgegenstellt. Für Delestrade ist diese Entwicklung jedoch keine Einbahnstraße: „Wir planen noch heftigere Alben aufzunehmen, oder eben softere … das kommt ganz auf unsere Stimmung an. Das ist ja das großartige dieser Band, dass wir mit den verschiedensten Gesichtern dennoch immer unsere Fans begeistern können. Dadurch haben wir so variabel klingende Alben.“

Bei der Produktion des neues Albums dürfte es auch geholfen haben, dass die Band mehr Kontrolle über die eigene Musik erlangt hat und „zu sich gefunden“ hat, wie Delastrade es beschreibt: „Das Album ist was ganz besonderes, weil wir Anfang 2018 alle zusammengezogen sind und alle Stücke in unserem eigenen Studio aufgenommen haben. Der ganze Prozess ist dadurch total entspannt gewesen.“ Vielleicht war es dieser eingespielte und leichte Umgang, der sich auch auf das Album abgefärbt hat, das für Metalcore-Verhältnisse eher locker daherkommt und voll und ganz dem Gesang Raum lässt. Auch inhaltlich ist das Album kein Downer, sondern vermittelt eine durchaus positiv lesbare Botschaft: „‘C’est la vie‘ repräsentiert die Idee, eine Situation so zu akzeptieren, wie sie ist und das beste daraus zu machen. Ok, es steckt auch drin, dass man manchmal den Treffer einstecken und sich danach wieder aufrappeln muss, aber es geht darum, die Dinge eben ziehen zu lassen – nimm es, wie es kommt.“ Ein bisschen Weisheit kommt halt mit den Jahren, selbst im Musikzirkus.

Novelists FR – „C’est la vie“

Ursprünglich erschienen im Piranha 01/2020