Microsoft Xbox 360

Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die vor fünf Jahren von Microsoft auf den Markt gebrachte Xbox war schwarz, klobig und hässlich. Sie passte nirgendwo ins Regal und war noch dazu nicht gerade ein Leisetreter. Doch man scheint zu lernen im Hause Gates und hat nun endlich den Nachfolger der Konsole auf den weltweiten Markt gebracht. Die neue Generation Xbox 360 ist einmal komplett umgekrempelt worden. Sie ist in schlichtem, weißen und leicht geschwungenem Design ein wahres Zierstück für das Wohnzimmer (passt gut zum Rolf Benz-Sofa), säuselt relativ leise vor sich hin und selbst die Controller wurden noch mal generalüberholt. So hat man jetzt statt des monströsen ersten Xbox-Controllers ein stromlinienförmiges, leichtes und sehr handschmeichlerisches Gerät in der Hand, das einem alle Funktionen leichter zugänglich macht und dazu noch in einer kabellosen Variante enorme Bewegungsfreiheit liefert. Kein Stolpern, kein Ziehen, einfach spielen.
Nach diesem Prinzip funktioniert auch der Rest der Konsole. Eine eingebaute Version von Xbox Live ermöglicht den kostenlosen Zugriff auf Online-Inhalte, eine kostenpflichtige Ergänzung ermöglicht wie schon beim Vorgänger das Online-Spiel mit Gegnern auf der ganzen Welt. Wer dann auch noch Filme, Demos und ähnliches auf die Konsole laden möchte, der hat mit der 20 GB groflen Festplatte dazu die Möglichkeit. Allerdings nur, wenn man quasi die XL-Version der Konsole hat, denn die Core-Variante wird mit Kabel-Controllern und ohne Festplatte geliefert, was den Spaß schon wieder auf ein normales Xbox-Niveau runterschraubt. Auch das HD-Kabel für den Fernseher ist ein absolutes Muss, um in den Genuss der tollen Grafikleistung zu kommen. Mit dem normalen S-Video-Kabel wirkt die Grafik schön, aber lange nicht so überzeugend.
Und überhaupt: die Grafik ist schon berauschend, wenn man sich die hochauflösenden Intros anschaut und einen kurzen Blick auf die Möglichkeiten der Konsole klar werden. Doch bislang hatte noch kein Entwickler die Zeit, die Leistung der ultra-modernen Grafikprozessoren auszureizen. Das wird aber sicherlich mit jedem neuen Spiel besser werden, so wie immer bei neuen Konsolen. Es braucht halt seine Zeit, bis jeder Kniff und jede Leistungsmarke entdeckt ist. Gleiches gilt nat¸rlich im Moment auch noch für das Powerpaket, das die Xbox 360 antreibt und das DVD-Laufwerk, das für die Daten¸bertragung sorgt. So ist bei einigen Spielen die Ladezeit noch nicht optimal und die Rechenpower nicht voll zu sp¸ren. Es ist als hätte man ein Fohlen im Stall, von dem man weifl, dass es in kürzester Zeit zum prächtigen Rennpferd heranwachsen wird.
Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass die Konsole sich bei weitem nicht nur zum Spielen eignet, sondern dank vielfältiger Anschlüsse auch zur Multimedia-Zentrale des Hauses werden kann. DVDs in HD-Qualität sollen bald möglich sein, zumindest mit einem externen Laufwerk, da das interne diese Option nicht bietet. Internetzugang durch Xbox Live, die Möglichkeit Mp3-Player oder Digitalkameras anzuschlieflen und eine angekündigte Kamera, die Eye Toy Konkurrenz machen soll. Somit hat sich Microsoft für die zweite Runde im Kampf der Giganten eine gute Position verschafft und Sony wird im Frühjahr mit der PS3 so einiges nachlegen m¸ssen, um an diesen Start heranzukommen.
Insgesamt ist die Xbox 360 ein ziemliches stimmiges Debüt, das sich aber mit einem stattlichen Preis nicht unbedingt für jeden lohnt. In einigen Monaten wird das sicherlich anders aussehen, aber im Moment ist die Konsole noch zu jung und zu frisch, um dem durchschnittlichen Spieler erfreuen zu können. Doch je mehr Spiele auf den Markt kommen, je weiter die Entwickler die Konsole ausreizen, desto eher wird die 360 ein starker Konkurrent. Diese nächste Generation lohnt sich.

Der Artikel ist ursprünglich am 30.01.2006 auf Scoolz.de erschienen.