Hören Sie Stimmen?
Als Kinder sind wir fast alle mit ihnen großgeworden, jeden Abend zum Einschlafen gab es eine Folge von Hui Buh, Jan Tenner, den Drei ??? oder TKKG. Doch vielen von uns sind sie auch als Erwachsenen so ans Herz gewachsen, dass wir sie nicht mehr missen wollen: Hörspiele. Und so können sich nun auch kleinere unabhängige Firmen wie die Hamburger Firma Lausch – Phantastische Hörspiele auf den Markt wagen. Gründer Günter Merlau schiebt die Schuld an der eigenen Vernarrtheit auf den Vater: „Der hat mir die erste Hui Buh mitgebracht, und da kam ich dann an die Nadel. Seit dem bin ich abhängig.“ Mit ihren allesamt der Fantastik entsprungenen Serien Caine – so eine Art Pulp Fiction -, B.&.S.E. oder Die Schwarze Sonne versorgen Merlau und Partnerin Janet Sunjic eine Schar Süchtiger regelmäflig mit Lauschgift. Doch es gibt feste Qualitätskriterien für die Produktionen: „Das Spielbuch ist das wichtigste, denn auch wenn du Pulp produzierst, muss die Dramaturgie einfach stimmen. Es gibt zu viele Sat1-Liebeskomödienschreiber, aber damit können wir hier nichts anfangen.“ Das ist auch der Grund, warum er viele der Werke selber schreibt und sich nicht auf jedes Projekt stürzt, das ihm angeboten wird. Seine Hörspiele sind weit mehr als gelesene Geschichten, es sind grofle Kompositionen für das Ohr: „Ein Hörbuch verhält sich zum Hörspiel so, wie ein Alleinunterhalter auf einer Hochzeit in Delmenhorst zu einer Big Band mit Showballet in Las Vegas.“ Merlau lacht und freut sich schon über das neueste Ballet in seinem Programm: Die Saga vom Dunkelelf Drizzt. Na dann, Augen zu und Ohr-hang auf.
Der Artikel ist erschienen in Piranha Ausgabe 11/06.