Ein Gespräch mit Mätze und Toby von The Sorrow
Das hier ist das Originaltranskript des Interviews, das nur aus Gründen der Lesbarkeit minimal bearbeitet wurde. Es wurde als Grundlage einiger Artikel genutzt, ist in dieser Form aber sonst unveröffenlicht.
Wortraub: Das ist euer Debütalbum … wie fühlt es sich an, sich selbst endlich auf Platte gepresst zu hören?
Toby: Das ist ein ziemlich cooles Gefühl, wir haben das Album auch gerade erst vor uns liegen. Wir haben es soeben als fertiges Produkt erhalten. Ist schwer zu beschreiben. Und wie findest du das, Mätze?
Mätze: Ja, ist geil. Wir haben es vor fünf Minuten erst ausgepackt. Wir haben uns aber schon seit Wochen darauf gefreut.
Wortraub: Ihr seid noch gar nicht so lange dabei, wie kam es da zur Zusammenkunft von The Sorrow?
Toby: Unsere beiden Gitarristen spielen schon seit Ewigkeiten zusammen. Erst in Punkrockbands und später wurden sie dann immer besser. Und da fängt man dann eben auch an Metal zu zocken. Und dann haben sie uns halt dazu geholt. Wir haben den Namen der Band geändert und dann waren The Sorrow geboren. Irgendwie so… der alte Name passte eben nicht mehr zum Sound.
Wortraub: Ihr kommt alle aus der gleichen Gegend?
Toby: Ja, wir wohnen alle im Umkreis von 20 km. Das ist alles eine relativ komprimierte Sache. Und da wir uns seit Jahren kennen, war das ganz natürlich, dass wir uns gefunden haben. Jeder kennt den anderen schon von früher.
Wortraub: Wie habt ihr euren Sound gefunden?
Toby: Gute Frage, aber wir haben alle seit unserer Jugend Metal gehört. Und so jung und frisch sind wir dann ja auch nicht mehr, so daß wir alle mit Guns’n’Roses und AC/DC aufgewachsen sind. Dazwischen kam eine Phase mit Skateboarding und Punkrock. Da haben wir die selbe Entwicklung durchwandert, wie viele Metaller heutzutage. Wir uns ist das eine ganz natürliche Entwicklung. Wir lieben alle den Metalcore-Sound von Bands wie Killswitch Engage. Aber wir haben uns das nicht ausgesucht und einer anderen Band nachgeeifert. Wir spielen den Sound, den wir gut finden. Wir mögen halt brutale, harte Musik, stehen aber auch auf emotionale Parts. Da war Metalcore einfach genau richtig. In einer reinen Deathmetal würde mir keinen Spaß, aber reiner NuMetal wäre es auch nicht. The Sorrow vereint alles, was uns gefällt. Eine Vielfalt der verschiedenen Spielarten des Heavy Metal halt.
Wortraub: Für einen Deutschen ist es ungewöhnlich eine österreichische Band vorgestellt zu bekommen, daher muss ich fragen. Mit welchen Vorurteilen werdet ihr als Österreicher so konfrontiert?
Toby: Wir haben da eigentlich gar keine Probleme. Die schlimmsten Interviews kommen wenn dann aus Österreich selbst. Das einzige Vorurteil mit wir zu kämpfen haben, ist das wir nicht Deutsch sprechen können. Und das bestätigt sich ja gerade wieder. Keine Vorurteil, keine Anfeindungen, weil wir Österreicher sind, zumindest nicht aus Deutschland.
Mätze: Die schreiben halt eher: Ösis? Aber der Sound gefällt.
Wortraub: Und im Positiven?
Toby: Ja, irgendwie gesteht man uns schon einen kleinen Exotenbonus zu. Vielleicht sind die Leute überrascht, aber wir sind halt doch sehr nah an Deutschland dran. Aber das sollte eh nicht im Vordergrund stehen. Uns ist das egal.
Wortraub: Ich finde euer Deutsch im übrigen gar nicht so unverständlich …
Toby: Wir können auch schlimmer. Wir bemühen uns im Moment sehr.
Wortraub: Wie ist das in euer Heimat? Ist euer Musikstil dort angesehen?
Toby: Ist nicht umbedingt selten. Hier in der Gegend gibt es schon ein paar Bands, die diesen Sound zocken. Aber die ganze Szene in Österreich ist halt bedeutend kleiner als in Deutschland. Ist nicht schlecht aber Mini … die Bands kommen nicht richtig raus, nur vereinzelte geben hier richtig Gas, mit Potential zur Veröffentlichung. Aber die Szene ist zu klein, als das Leute von außerhalb Notiz nehmen würden.
Wortraub: Seit ihr in der Heimat besser angesehen oder ist das auch da eher selten? Bei uns in Deutschland gibt es ja seit einiger Zeit diese Tendenz alles Deutsche toll zu finden…
Toby: Nicht richtig, es gibt schon einige Foren und Fanzines, die richtig stolz auf uns sind. Die schreiben dann, wir wären mit unserem Album der Nationalstolz des Österreichischen Metal. Aber das ist definitiv nicht auf meinem Mist gewachsen.
Mätze: Feedback erhalten wir von österreichischen Zeitschriften und Fernsehen gibt es kaum, da ist einfach nichts zu holen. So eine nationale Unterstützung, wie in Deutschland gibt es hier einfach nicht.
Wortraub: Seit ihr in Österreich gefördert worden?
Toby: Nö, es gibt zwar Wettbewerbe hier in Österreich, aber wenn man die gewinnt, dann passiert … ja was eigentlich?
Mätze: Ja, gar nichts. Du unterschreibst nen Vertrag und dann passiert nischt … das einen das nach vorne bringt? Also naa!
Toby: Nein, wir wurden nicht gefördert oder so. Das erste, was uns wirklich nach vorne gebracht hat, das war das Metal Hammer Demo des Monats und das war nicht aus Österreich.
Wortraub: Ihr kommt aus dem Vorarlberg … das ist ja eine Gegend die dank Robert Schneiders Roman Schlafes Bruder als ziemlich rückständig und weltverloren gilt … trifft das heute immer noch zu?
Toby: Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, aber den Film kenne ich. Also, wir leben im Dreiländereck beim Bodensee. Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wir sind überhaupt nicht verloren. Der Roman spielt ja in einer abgelegnen Bergregion und zu einer ganz anderen Zeit. Wir haben eine totale Grenznähe. Wir sind also nicht weit ab, sondern im Gegenteil, total gut verbunden. Wir haben Superkontakte nach Deutschland und nach Norditalien. Gleichweit nach Paris, wie nach Wien. Das haben wir in der Schule immer gesagt bekommen.
Mätze: Man ist in anderthalb Stunden in München und in anderthalb Studen in Zürich. Das mach uns mal nach.
Wortraub: Worum geht es euch mit der Musik? Was ist die Zielsetzung?
Toby: Im Moment stecken wir alle im Job und haben super viel zu tun. Daher ist das echt problematisch. Wir hätten es gerne, dass wir alle davon leben könnten, dann wäre das alles einfacher. Wir würden gerne diesen Punkt erreichen, an dem man sich der Musik widmen kann. Aber das ist wohl auf längere Sicht eher utopisch. Da machen wir uns nichts vor. Aber in der Musik selbst, gilt die Zielsetzung: es muss knallen. Es muss ein geiler Sound sein. Alles andere ist ein schöner Bonus.
Wortraub: Was behandelt ihr textlich so?
Toby: Unsere Texte sind bewusst sehr offen gehalten aber generell sehr düster. Der Albumtitel soll die Weltuntergangsszenarien beschreiben, die man täglich in den Medien vor den Latz geknallt bekommt. Aber nicht nur global, sondern auch im privaten und persönlichen Umfeld. In der Liebe, in Leben insgesamt. Ich denke, die Songs sind zum einen sehr konkret, bieten aber auch sehr viel Raum für Interpretationen. Vorrangig ist eine düstere Stimmung, da wir nicht allzu optimistisch in die Zukunft blicken. Ich kann das so schlecht erklären, insbesondere, da ich des Deutschen nicht so mächtig bin, sorry.
Wortraub: Lasst ihr also auch so ein wenig die Therapie dabei raushängen?
Toby: Ja definitiv, da ist eine Menge drin, was man sonst nicht rauslassen könnte. Wir sind nicht so politisch interessiert, und daher sind die Songs über Sachen, die uns persönlich angehen und berühren.
Wortraub: Ja, vielen dank für dieses, unser erstes Interview.
Toby: Ja, ebenso. Das ist für uns ja auch noch alles neu. Hat Spaß gemacht.