Game-Tipp: Another Code R (Wii)
Review: Another Code R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung von CING für Wii (2009)
Ursprünglich erschienen im Kreuzer 09/2009
Neue Medien haben es schwer, vor allem dann, wenn sie mit den Maßstäben der alten gemessen werden. Und so ringen die digitalen Medien noch immer mit sich, eine Erzählform zu präsentieren, die wirklich neu und eigenständig ist.
Another Code R ist ein ideales Beispiel für die Hindernisse des digitalen Erzählens. Hindernis 1 ist der Text, das Grundgerüst, das sich beim Roman als zentral präsentiert, im Spiel jedoch zu massiv und dominant wirkt. Die Geschichte um die 16jährige Ashley auf der Suche nach den Erinnerungen, die sie seit 13 Jahren von der Wahrheit über den Tod ihrer Mutter fernhalten ist prinzipiell gut gemacht. Im Spiel erfahren wir aber viele Dinge nicht aus den Spielsequenzen, sondern aus Gesprächen und eingeschobenen Erzähltexten, die allesamt gelesen werden müssen. Zuviel für das neue Medium.
Hindernis 2 ist die Interaktivität, die man bei Spielen eigentlich erwartet. Romane sind vorher-bestimmt, der Leser hat keinerlei Einfluss auf die Handlungen. Nicht so bei Spielen, hier kann man Dinge ändern und unterschiedliche Pfade einschlagen. Theoretisch zumindest, denn bei Another Code R ist diese Option verschenkt und die Story entwickelt sich romanhaft stringent, egal wie Ashley sich auch verhält.
Hindernis 3 ist dann die Immersion, die normalerweise dafür sorgt, dass man sich mit dem Protagonisten identifiziert und in die erzählte Welt eintaucht. Ein Pluspunkt für Another Code R bei dem man dank intuitiver Wii-Remote sehr schnell das Gefühl bekommt dabei zu sein. Im nächsten Moment wird das aber durch die Linearität der Handlung und die stark begrenzte Welt zerstört. Wenn Ashley ihre Welt nicht erkunden kann, dann können wir uns auch nicht mit ihr identifizieren. Und so ist Another Code R zwar ein interaktiver Roman, aber kein gutes Spiel. Schade.