Sich den Dämonen stellen
Beth Hart hat eine Berg- und Talfahrt hinter sich, und das nicht nur musikalisch, sondern auch und gerade auf ihr privates Umfeld bezogen. Probleme mit den Eltern, der Drogentod ihrer Schwester und auch ihre eigenen Erfahrungen mit dem Missbrauch von Alkohol und härteren Substanzen waren immer ein Teil ihrer musikalischen Verarbeitung. „Es gibt diesmal nur einen gravierenden Unterschied“, erzählt Beth, „diesmal habe ich nicht nur einen persönlichen Song auf dem Album. Das ganze Album handelt davon, ist eine Beschäftigung mit meinen inneren Dämonen.“ Normalerweise sind ihre Alben geprägt von ihrer Wandelbarkeit, mal laut, schnell, dreckig, mal ruhig, einsichtig und gefühlvoll. Doch ihr Produzent Rune Westberg hat sie für „My California“ überzeugt die harte Rockseite auszublenden und sich auf ganz persönliches, dramatisches Songwriting zu verlassen. Ein Wagnis für Beth, die auf der Bühne ausgesprochen explizit mit den Themen umgeht: „Im Studio war ich ganz alleine, da gab es keine Show, keine anderen Leute. Das war sehr intensiv und hat mir Angst gemacht. Im Nachhinein jedoch, denke ich, war es die beste Erfahrung meines Lebens.“ „My California“ zeigt Beth Hart von ihrer soulvollen und leisen Seite: voller Emotionen und Intensität. Die Erfahrung im Studio, meint Beth, habe Sie sich selbst erkennen lassen: „Es war tatsächlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich gezwungen war mir selber zuzuhören. Und ich glaube, im Endergebnis kann ich jetzt sagen: Das bin ich, das ist ok.“
Beth Hart – „My California“
Ursprünglich erschienen in Piranha 11/2010.