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Mr. Tausendsassa

Eine Band ist nicht genug, zumindest nicht für Ray Wilson. Dieser Tage erscheinen nicht nur das neue Stiltskin-Album „Unfulfillment“ sondern auch noch die lange ersehnten Aufnahmen seines Genesis Classics-Projektes. Und das auch noch alles zusammen in einer voluminösen Box aus 4 Silberlingen.

In den Tagen der Wirtschaftskrise ist es schon schön, sein eigener Boss zu sein. Vor allem dann, wenn man so auch noch die Gelegenheit bekommt, sein ganzes kreatives Können selber zu vermarkten und eine für Fans großartige, aber im Sinne des Marketing eher unübliche Entscheidung zu treffen. „Ich bin mir sicher, meinem Publikum gefällt die 4er-Box gut, und da ich mein eigenes Label habe, kann ich es mir leisten, so zu entscheiden. Auch wenn es finanziell vielleicht nicht der ideale Weg ist, ist es musikalisch für mich einfach stimmig.“ Ray Wilson, schottischer Ausnahmesänger und Tausendsassa, ist erfreut über die neue Box, die er dieser Tage präsentiert. Die Box enthält einerseits das neue Stiltskin-Album „Unfulfillment“, ein erwachsenes Spätwerk der in den 90er Jahren mit einem Song der Levis-Werbung berühmt gewordenen Band – die im Übrigen heutzutage bis auf Wilson aus völlig anderen Mitgliedern besteht. „Der klassische Rocksound, den Stiltskin jetzt spielen, repräsentiert am besten unsere veränderten Geschmäcker. Wir sind zusammen gewachsen und  haben uns gemeinsam hierhin entwickelt. Das Album reflektiert diese Entwicklung, unseren Fortschritt“, sagt Wilson und ist vollauf zufrieden mit dem neuen Album, das musikalisch weniger mit ihrem großen Hit „Inside“ zu tun hat, als mit Rockikonen wie Seger oder Springsteen.

Doch Stiltskin sind auch am Rest der Ray Wilson-Box beteiligt. Als Live-Musiker, zusammen mit dem Berlin Symphony Ensemble, haben Stiltskin die musikalische Begleitung durch einen Abend mit Genesis übernommen. Wilson, der Ende der 90er für ein Album den berühmt-berüchtigten Platz als Leadsänger der Band eingenommen hatte, hat sich für ein Live-Projekt der Songs aus dem Genesis-Universum angenommen. Die Doppel-CD und die DVD bieten nun Highlights aus dem Programm der Abende: „Ich habe die Songs ausgewählt, die mir am besten gefallen und die Genesis von allen Seiten zeigen. Also eben auch Songs von Phil Collins oder Peter Gabriel, die ein wichtiger Teil von Genesis sind. Ich liebe ihre Musik und fühle mich unglaublich wohl, diese Songs im Programm zu haben.“ Wilson hatte Genesis-Songs schon immer in seinem eigenen akustischen Soloprogramm, aber in der nun vorliegenden Version sind sie voller und gewinnen deutlichen den Popbombast der ursprünglichen Kompositionen zurück. „Tony Banks“, so Wilson, „war begeistert von dem Projekt. Es ist zwar schade nicht mit Tony und Mike Rutherford zu spielen, aber auf diese Weise bekommen Fans dennoch die Gelegenheit einen Abend lang die großartigen und so unglaublich vielseitigen Songs in neuen Versionen zu hören.“ Und nun ist Genesis-Classics auch endlich auf CD erhältlich. Was aber nicht heißt, dass der umtriebige Schotte das Projekt ad acta legen würde: „Der erste Teil des Projektes ist beendet, aber ich habe schon jetzt viele Anfragen für Songs und solange die Fans danach fragen, werde ich wohl weiter diese Konzerte spielen.“

Ursprünglich erschienen in Piranha 10/2011 und hier zu lesen auf Piranha.tv