Musik-Features

Skandinavische Klischees

Er hat blonde, lange Haare, ist schweigsam wie der schwedische Wald, aus dem er gekommen zu sein scheint, und er macht düsteren Metal, voller mystischer Referenzen, theatralischer Auftritte und bombastischer Sounds. Alles nur Klischee, wenn es um den Kopf der Band Therion, Christofer Johnsson, geht – oder was?

Der blasse Mann ist jedenfalls alles andere als ein über-sprudelnder Quell von Informationen und so ergeht sich ein Interview mit ihm gerne in langen Phasen des Schweigens, bevor man auf die eigentlich harmlose Frage nach den Einflüssen von Mystik und Mythologie auf sein Gesamtwerk ein kurzes „Diese Themen mochte ich schon immer“ dahingeschmettert be-kommt. Ganz im Gegensatz zum kargen Auftreten des Frontmannes jedoch scheint das neue Album der Band geradezu überbordend mit Referenzen, Anspielungen, Mythen und Sagen auf-zuwarten, die dramatisch, opernhaft und theatralisch in 8-Minuten Formate gepresst wurden. Symphonischer Opernmetal heißt es heutzutage im Info. Dass er früher eher Death Metal machte, kommentiert Herr Johnsson lakonisch mit einem „Der Wandel erklärt sich von selbst, oder?“ Mit dem Therion-Sound jedenfalls scheint Johnsson seine Berufung gefunden zu haben, wenn da nicht der lästige PR-Kram wäre. Doch das Album ist ja fertig und was in Zukunft kommt, das weiß er wenigstens genau: „In Zukunft machen wir mehr Alben und Touren, wie die ersten 20 Jahre – was sonst?“ Eben.

Therion – „Sitra Ahra“

Ursprünglich erschienen im Piranha 09/2010.