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Musikalische Realitätsflucht

Das Eastend von Vancouver ist nicht gerade der Stolz der Pazifikmetropole. Drogen, Armut und viel menschliches Leid sind nur einen Steinwurf entfernt vom rauschenden Leben der Innenstadt. An diesem Ort haben Amber Webber und ihre Mitstreiter von Black Mountain lange Zeit als Sozialarbeiter gearbeitet und versucht der elenden Übermacht etwas entgegen zu setzen. „Irgendwann kapitulierst du einfach davor, es frisst dich auf“, sagt Amber und ist froh, einen Ausweg gefunden zu haben: „Jetzt wo wir alle von der Musik leben können, ist es einfacher geworden. Die Musik war unser Fluchtweg raus aus diesem Teil unseres Lebens.“ Mittlerweile sind Black Mountain zu Vollblutmusikern geworden und haben mit „Old Fangs“ ihr drittes Album vorgelegt. Ein Album voller variantenreicher Rocksongs, in denen sich viel Westcoast-Feeling wieder findet: von Folk über Psychedelic bis zu Progressive ist alles dabei. Aber „Old Fangs“ stellt auch eine Erweiterung des Konzeptes der Band dar, denn wo auf dem Vorgänger vor allem lange, epische und langsame Strukturen zu finden waren, da bietet das neue Album eher knackige und punktgenaue Rocksongs. „Das war diesmal die größte Herausforderung für uns – uns so kurz zu fassen und unsere Ideen kondensierter den Leuten zu vermitteln“, sagt Webber und freut sich ein wenig schamvoll über ihren permanenten Lebenswandel, der es ihr jetzt erlaubt, sich nur noch musikalischen statt sozialen Problemen zu stellen.

Black Mountain – „Old Fangs“

Ursprünglich erschienen in Piranha 09/2010.