Game-Tipp: Eufloria (PC)
Review: Eufloria von BMT Micro (2009) für PC
Ursprünglich erschienen im Kreuzer 02/2010.
Die ersten Computerspiele waren intellektuelle Fingerübungen weltfremder Wissenschaftler, Abstraktionen von komplexen Systemen, die es in den Laboren zu erforschen galt. Es wäre wohl Niemandem in den Sinn gekommen, dass sich daraus eine der größten Medienbranchen der Welt entwickelt. Doch auf dem Weg zu millionenschweren Budgets und Lizenz-schlachten ist leider Einiges auf der Strecke geblieben, was die Genialität der ersten Spiele ausmachte. Wie schon zuvor beim Film hat sich die einstige Kunstform zu reiner Unterhaltung gewandelt. Um den Vergleich weiter zu bemühen: die Eisensteins und Murnaus haben sich den Emmerichs und Bruckheimers der Branche ergeben müssen und so sind Innovation und geistiger Anspruch oftmals unterentwickelte Qualitäten heutiger Spiele.
Aus diesem Grund ist es umso erfreulicher, dass das unabhängige Designer- und Programmierer-Duo Rudolf Kremers und Alex May mit ihrem kreativem Wettbewerbsbeitrag Dyson soviel Erfolg hatte, dass daraus ein kommerzielles Produkt werden konnte, das nun unter dem Namen Eufloria vertrieben wird. Basierend auf dem theoretischen Konzept eines lebenserhaltenden Dyson-Baumes, betreibt man im Spiel die bio-mechanische Eroberung des Weltraums mit Samen. Es gilt auf unterschiedlichen Asteroiden Bäume zu pflanzen, die dann deren Energie nutzen, um neue Samen zu produzieren, die wiederum zu neuen Asteroiden geschickt werden können und so weiter. Was erstmal nach einem simplen Strategiekonzept klingt, entpuppt sich im Laufe des Spiels aber dank immer komplexer werdender Level, genialer Passung von funktioneller Steuerung und spielerischem Anspruch und minimalistisch-abstraktem Design in Grafik und Sound als überaus kreative Variante des Konzepts. Und somit schafft Eufloria eine Rückkehr zu den Idealen der ersten Spiele, ohne dabei den Anspruch der heutigen Zeit aus den Augen zu verlieren. Bravo!