Game Tipp: Cow Bird (iOS)
Auch Kühe können fliegen – Cow Bird ist ein netter Zeitvertreib mit 1-Tap Steuerung und skurriler Hintergrundgeschichte für die Minuten zwischendurch.
Einer der wesentlichen Unterschiede von iOS-Apps zu anderen Computerspielen ist das Interface mit dem diese gesteuert werden müssen. Da verrenkt man sich in der U-Bahn die Finger, windet sich nach links und rechts, knüppelt wie ein Wilder auf das Pad und alles nur, damit das Auto um die Kurve fährt, der Charakter einen Looping macht oder verärgerte Vögel ein Katapult bedienen. Dieses Manko haben auch die beiden App-Entwickler Chi Trung Tran und Stefan Sorin Nicolin von Spielhaus aus Wiesbaden erkannt und sich darauf spezialisiert Apps zu entwickeln, die so einfach und mit so wenigen Taps wie möglich zu steuern sind.
Neueste Entwicklung und der Stolz des Hauses ist eine kleine Holsteiner Kuh, die als Waise von Vögeln gefunden und aufgezogen wurde. Das arme Ding hat sich sofort in den Lebensstil der Zieheltern verguckt und meint nun, mit roter Vogelkappe selber die Lüfte erobern zu wollen. Auf dem Baum sitzend, ein leises „Muh!“ in die Welt zwitschernd ist Cow Bird die erste fliegende Kuh. Als über der Blumenwiese, auf der Cow Bird sich ausruht, eine Lawine losgeht, da springt und fliegt sie den Berg hinab und rettet verlorene Eier und sammelt Blumen ein. Soweit die mehr als skurrile Hintergrundgeschichte, die das Spiel in kurzer Comicform wiedergibt, die aber ansonsten nur wenig zum Spiel beiträgt.
Entsprechend der Firmenpolitik ist die Spielmechanik mit nur einem Tap zu handhaben, denn Cow Bird kann nicht wirklich fliegen sondern einfach nur „elegant fallen“: dazu springt sie den Berg hinab – ganz automatisch. Den 1-Tap können Spieler nutzen, um sie gezielt (mal mehr, meist weniger) auf die Erde zurückschnellen zu lassen. Denn der Trick ist, die saftigen Wiesen und nicht die steinernen Abhänge zu treffen, so dass Cow Bird sogleich wie beim Trampolin zurück in den Himmel schießt und Fahrt aufnimmt. Das richtige Timing der Taps, gerade bei voller, wirbelnder Fluggeschwindigkeit, ist jedoch schwer zu treffen und so endet man öfters unsanft im Geröll, was die Lawine unaufhaltsam näher bringt.
Da das ganze als 2D-Scroller aufgebaut ist, sammelt man unterwegs noch ein paar Blumen ein, fängt verlorene Eier und beendet Level nicht, sondern fliegt zum direkt zum nächsten. Das Gesamtspiel endet, sobald man sich zu oft verdrückt und die Lawine einen einholt und verschlingt und dauert entsprechend zwischen 1 und 5 Minuten je nach Fähigkeit des Spielers. Ohne jedoch weitere Motivationen und mit 30 sehr obskuren und nicht mal direkt einsehbaren Zielen versehen, wirkt das Spiel unfertig und leicht chaotisch. Warum fliegt die Kuh? Was sollen die Eier, die keinen weiteren Effekt haben? Mehr narrative Elemente und eine Einbindung des Spielers hätte bei all dem Minimalismus nicht geschadet.
Optisch und akustisch ist Cow Bird dann auch eher minimalistisch angelegt, so dass die Level zwar unterschiedliche Farben haben, sich aber weitgehend gleichen. Einzig Cow Birds rote Kappe kann man später bezahlt durch gesammelte Blumen gegen andere Farben eintauschen – das war es aber auch schon. Und der Soundtrack ist nach zwei Minuten mit pseudosüßen Lauten und plärrenden Synthies auch nicht gerade ein Highlight. Für die U-Bahn ist das Spiel ok, ein paar Minuten Zeitvertreib, aber wirklich fesseln kann es nicht.
Cow Bird kostet 79 Cent und bietet dafür schnelle, skurrile Spielmomente, die einen zwar nicht fesseln, aber zumindest kurzfristig ablenken.[ls]
Ursprünglich erschienen in der Computerbild Spiele Top Ten App.