Kampf der Seele

Erfolg ist eine zweischneidige Sache, dass mussten auch die kanadischen Alternative-Rocker von Three Days Grace erfahren, als ihr selbstbetiteltes Album 2003 in ihrer Heimat und den USA den Durchbruch schaffte. „Du glaubst gar nicht, wie einsam man in diesem Business sein kann,“ sagt Drummer Neil Sanderson und verweist auf die monatelangen Touren, die ihn und seine Bandkollegen um die Welt führten. „An jedem Abend machst du Party, aber du kennst niemanden. Alle wollen deine Freunde sein, aber keiner will deine Probleme hören. Und im Bus ziehst du dich dann in deine Koje zurück und noch nicht einmal die anderen in der Band sind da.“ Diese Einsamkeit steht im krassen Gegensatz zur Herkunft der Band aus dem dörflichen Norwood, Ontario, wo man sich noch gegenseitig hilft und kennt. Wegen des Erfolgs jedoch brach dieses Umfeld weg, und so hatten Three Days Grace, insbesondere aber Sänger Adam Gontier mit der verbleibenden Einsamkeit zu kämpfen. Gontier wurde drogensüchtig und musste sich seinen Weg aus diesen Problemen hart erkämpfen. „Das Album spricht stark aus seiner persönlichen Sicht. Der Kampf, die Dunkelheit und Einsamkeit der Erfahrung ist aus Adams Erfahrungen entstanden,“ erklärt Sanderson die Kraft und Emotion des Albums, das dunkler und eindringlicher geworden ist als der Vorgänger. Man merkt, dass Gontier mit „One-X“ eine tiefen Trip in seine zerrüttete Seele geschaffen hat: dunkel, abgründig und zutiefst berührend.

Ursprünglich erschienen im Piranha 10/2008.