In einem Taxi nach Paris

Jeder von uns hat schon einmal ein schlechtes Taxierlebnis gehabt, doch nur die wenigsten hätten daraus eine Karriere gemacht. Im PRINZ-Gespräch verrät myTaxi-Erfinder Sven Külper mehr zur Erfolgs-App und seiner Heimat Hamburg.

Welche Idee steckt eigentlich hinter myTaxi?

Wir haben eine App entwickelt, die eine direkte Verbindung zwischen dem Taxifahrer und dem Fahrgast herstellt. Das Ganze ist sehr transparent und einfach im Umgang. Man kann genau sehen, wo sich ein Taxi im Umkreis befindet und wie es sich annähert. So hat man einen Countdown. Außerdem kann ich den Fahrpreis vorher ermitteln und sogar mein Taxi mit der App bezahlen.

Und wie bist du auf die Idee gekommen?

Wir waren in einer Bar in München und hatten schon ein paar Bier getrunken. Die Wirtin hat uns ein Taxi bestellt und gesagt wir könnten draußen schon mal warten. Wir standen dann geschlagene 20 Minuten im Regen und der Fahrer war auch noch unfreundlich. Und das hat uns auf die Idee gebracht, dass hier was nicht passt und ein Bedarf da ist.

Ihr habt hier in Hamburg angefangen, warum?

Zum einen, weil wir aus Hamburg stammen. Dann aber vor allem, weil Hamburg eine interessante Taxi-Struktur hat. Es gibt hier viele funklose Taxen ohne Zentrale. Da war der Weg in den Markt einfacher. Und wir konnten losgehen und bei den Fahrern an die Tür klopfen und sie von unserem Konzept überzeugen. Außerdem haben wir die FH in Wedel. „Die große Götterschmiede“, wie wir sie nennen. Da draußen herrscht ein Krieg um die besten Programmierer. Wir haben fast zu 90% unser Team von dort rekrutiert. Die Mieten sind hier zwar einen Ticken höher als in Berlin aber es ist auch nicht so wahnsinnig schlimm. Hier an der Elbe haben wir einen ganz guten Deal geschossen. Im Haus stehen alle anderen Etagen noch leer, das hat geholfen.

Und wo gibt es die besten Taxifahrer?

Hier in Hamburg natürlich, aber ich fahre mittlerweile aber nur noch mit den besten Fahrern. Wir haben eine Stamm-Funktion. Ich selektiere und habe mir in jeder Stadt Stammfahrer hinterlegt. So habe ich überall die für mich persönlich besten Fahrer.

Und wo auf der Welt würdest du sagen ist Taxifahren spannend?

London ist wirklich toll. Die Black Cabs müssen jahrelang die Straßen der Stadt studieren, bevor die fahren dürfen. Und in Thailand ist Taxifahren abenteuerlich, wenn man auf der Vespa sitzt, ohne Helm und wie wild durch die Stadt gefahren wird.

Was war dein schlimmstes Taxi-Erlebnis?

Richtig Angst hatte ich in Südafrika, wo man Touristen abrät ein Taxi zu nehmen. Ich hab’s doch gemacht und der Fahrer hielt plötzlich vor einer Bar an und stieg aus. Keine Ahnung wo ich war, was ich tun sollte. 10 Minuten später kam ein anderer Mann aus der Bar und setzte sich ans Steuer. Das war der Schichtwechsel und der neue Fahrer fuhr mich dann weiter. Aber ein seltsames Gefühl war das schon.

Und wie geht’s weiter mit myTaxi?

Wir haben so viele neue Ideen, dass wir noch über Jahre damit beschäftigt sein werden. Ganz neu ist, dass man ab 01.08. auch Meilen mit uns sammeln kann. Und wir internationalisieren die App und werden den Sprung über den großen Teich wagen. Wohin genau kann ich aber noch nicht verraten.

Bio:

Ein Weltenbummler und häufiger Taxi-Nutzer war Sven Külper (33) schon immer. Nach seinem Abschluss an der Hamburger School of Business Administration wollte er das ‚richtige‘ Studentenleben kennenlernen und siedelte nach Sydney um. Dort genoss er neben seinem Marketing-Studium auch die Vorzüge des Landes: Strand, Parties, Lebensfreude. Zurück in Hamburg arbeitete er als Berater bevor er 2009 alles auf eine Karte setze und myTaxi mit Niclaus Mewes als Start-Up gründete. Nun fährt er beruflich mit dem Taxi, überall auf der Welt, um sich über die regionalen Gepflogenheiten zu informieren. Nur in einer der berühmtesten Taxi-Städte war er noch nicht, wie er selber zugibt: „Ich war noch niemals in New York!“

Ursprünglich erschienen im Prinz Hamburg 09/2012.