Game-Features

Spielen im Netz

Riesenauswahl, einfach Bedienung, kaum technische Voraussetzungen und dazu noch kostenlos – BROWSERSPIELE revolutionieren den Spielemarkt. COMPUTER BILD erklärt, was dahinter steckt.

Spielen überall und (fast) kostenlos

Als Google zum 30. Geburtstag von „Pac-Man“ eine Version des Spiels auf seiner Homepage platzierte, da spielten 500 Millionen Menschen für eine kurze Zeit „Pac-Man“. Das wohl erfolgreichste Browserspiel aller Zeiten war geboren. Doch der Markt ist weit größer, vielfältiger und interessanter, denn Browserspiele sind mittlerweile überall.

Der größte Reiz eines Browserspiels ist der Mangel an technischem Wissen und teurer Technik, den ein Spieler mitbringen muss. Die Spiele werden nämlich, wie der Name schon verrät, mittels eines einfachen Internet-Browsers (z.B. Firefox, Safari, Internet Explorer oder Chrome) gespielt. Weil die Software für das Spiel im Gegensatz zu handelsüblichen Spielen nicht erst auf Ihrem Rechner installiert werden muss, benötigen Sie einzig Zugriff auf die Website des Spiels. Das funktioniert mit jedem Computer, unabhängig vom Betriebssystem (Mac OSX, Windows, Linux). Somit können Sie immer und überall spielen – zu Hause, im Büro, auf Reisen im Hotel oder mittels Smartphone jederzeit mobil unterwegs.

Um Browsergames spielen zu können, bedarf es zumeist nicht viel. Die meisten Spiele erfordern einzig eine kurze Anmeldung (wie in einem Forum, mit Namen und Email) und schon kann es los gehen. Bei einigen Spielen ist noch nicht einmal das notwendig. Ein weiterer, großer Pluspunkt: 99% dieser Spiele sind kostenlos spielbar, was den Reiz Neues auszuprobieren erhöht. Browserspiele finanzieren sich etwa zur Hälfte durch Werbebanner, die auf den Seiten eingeblendet werden. Die andere Hälfte wird durch Zusatzinhalte verdient, die ein Spieler im Spiel selbst erwerben kann. Dies können zusätzliche Level sein, bessere Ausrüstungsgegenstände oder Spielmodifikationen, die einem das Spiel erleichtern – der Fantasie der Entwickler sind hier keine Grenzen gesetzt. Bei diesen Kosten sollten Sie also gut nachrechnen, damit unachtsame Einkäufe das kostenloses Spiel nicht auf einmal zum Kostenmagneten werden lassen.

Damals und Heute

Die ersten Browserspiele kamen Mitte der 1990er Jahre auf den Markt und boten hauptsächlich textbasierte Abenteuer und Strategie. So etwa das Science Fiction-Handelsspiel „SOL“, das von Hamburger Entwicklern 1995 veröffentlicht wurde und auch jetzt noch spielbar ist. Aus heutiger Sicht wirken diese frühen Spiele aber antiquiert, da sie nahezu vollständig auf Text basieren. Erst mit der Entwicklung von Grafikplugins wie Java oder Flash (kleine Programme, die Ihrem Browser hinzugefügt werden und dort interaktive Grafiken erzeugen) wurden Spiele optisch interessanter und vielseitiger. Heute teilt sich der Browserspielemarkt daher auch in zwei grundlegende Segmente: Flashgames und soziale Spiele-Netzwerke.

Knobeln, Hüpfen, Schießen

Flashgames eignen sich gut für kleine grafische Herausforderungen wie etwa Denk- und Knobel-, 3-Gewinnt oder Geschicklichkeitsspiele. Auch Actionspiele, wie das legendäre „Moorhuhn“ von 1999, bei dem man mit einem Fadenkreuz auf Jagd ging, sind denkbar. Die Bandbreite der angebotenen Spiele ist groß und wächst stetig. Findige Entwickler haben beispielsweise alle frühen Spieleentwicklungen der 1980er Jahre wie eben „Pac-Man“ oder „Tetris“ in Flashgames umgesetzt. Sie können diese auf speziellen Spieleportalen für Retro-Spiele im Netz kostenlos zocken. Aber auch aktuell werden viele Casual-Games (also „Spiele für die Freizeit“ für Zwischendurch) als Browsergames konzipiert, die sich ideal als Pausenfüller für einige Minuten eignen, weil sie keinerlei zeitliche Verpflichtung mit sich bringen.

Strategie, Management und Sport

Im Gegensatz dazu stehen Browserspiele, deren vornehmliches Ziel die Bildung einer Spielergemeinschaft ist. Diese Spiele entwickeln eigenständige soziale Netzwerke oder werden mittels bestehender sozialer Plattformen wie Facebook gespielt. Inhaltlich steht Ihnen dabei  ebenfalls eine riesige Auswahl an Spielen zur Verfügung. Prinzipiell gibt es auch hier für jedes Genre eine Browser-Variante, doch bieten sich aufgrund der technischen Voraussetzungen und der sozialen Ausrichtung vor allem Spielformen an, die auf Interaktion großer Gruppen und Wettbewerb untereinander setzen. Dazu kommt, dass Grafik- und Rechenleistung bei Browserspielen an ältere und kleinere Rechner angepasst sind, so dass Actionspiele eher eine Ausnahme darstellen. Die größte Auswahl am Markt hat man im Bereich von Klick-Managements oder Strategietiteln, aber auch Sportspiele sind nicht unüblich.

Häufig übernimmt der Spieler einen Charakter, eine Stadt, ein Land, einen Verein oder ähnliches und sorgt fortan im Spiel für kontinuierliche Verbesserung durch die Erfüllung von Aufgaben. Die Spielwelten variieren stark und die Entwickler bieten meist ähnliche Spielkonzepte (Aufbau, Management, Wettbewerb, militärische Strategie) für unterschiedliche Szenarien: Sie können wahlweise als Mafioso (MafiaWars) siegreich sein, als Ritter (Stronghold Empires), als Pirat (Seafight), als Bürgermeister (SimCity Social), als antiker Herrscher (Grepolis), als General (Wargame 1942), als Farmer (Farmville) oder Superheld (Hero Zero).

Zeitaufwand und Gemeinschaft

Zentral für diese Form der Browserspiele ist die soziale Komponente. Ob Sie über Facebook, MySpace und Co. spielen oder bei einer der eigenständigen Spiele-Seite angemeldet sind, Titel wie „Forge of Empires“, „Die Siedler Online“ oder „Farmerama“ sind zumeist so konzipiert, dass Kooperation mit anderen Spielern nicht nur möglich sondern teilweise sogar notwendig ist. Je größer die Interaktion, die gegenseitige Hilfestellungen, desto besser und erfolgreicher ist die Spielerfahrung. Da das Spiel auch ohne die Anwesenheit des Spielers voranschreitet, ist eine regelmäßige Teilnahme am Spiel notwendig. Beim Spieler entsteht so zwar einerseits ein starker Gemeinschaftssinn andererseits aber auch ein Gefühl der Abhängigkeit. Sie sollten also Faktoren wie Internet-Sucht oder einen starken Zeitverlust durch die Spiele  berücksichtigen. Nicht umsonst schätzten Volkswirte, dass die 500 Millionen Google-Nutzer insgesamt über 550 Jahre an Zeit mit dem kleinen „Pac-Man“-Spiel verschwendet haben. Wer aber die Kontrolle über die verspielte Zeit behält, kann hier eine freundschaftliche Gemeinschaft finden, die dank realer Treffen auch mitunter über das Spiel und das Internet hinausgehen kann.

Die Macher der Browsergames

Spielerzahlen und der relative Erfolg von Browsergames untereinander sind nur schwer zu bestimmen, da im Gegensatz zu verlässlichen Abverkaufszahlen von Spielen im Handel im Fall von Browserspielen nur die Zahlen der Betreiberfirmen selbst vorhanden sind und diese nicht reale Spieler messen, sondern Anmeldungen am System. Diesen Zahlen zufolge jedoch spielen mehr als 18 Millionen Menschen weltweit „Evony“, das als eigenständiges Spiel von Evony LLC betrieben wird. Eine der größten international agierenden Firmen im Sektor ist Zynga, die laut eigenen Aussagen mehr als 330 Millionen Nutzer pro Monat haben und insbesondere Facebook-Spiele wie Zyngas erfolgreichstes Spiel „Chefville“ (7,2 Mio. Nutzer) – eine Art Restaurant-Managementspiel – betreiben. Aber auch deutsche Firmen konnten sich international gut platzieren und schicken diverse Spiele ins Rennen, die zwischen sehr schwankenden 1 und 5 Millionen Spieler verzeichnen.  Die Karlsruher Firma Gameforge kann auf mehr als 300 Millionen Spieler (ein großer Teil davon jedoch nicht für Browserspiele) blicken, u.a. für die Antike-Aufbausimulation „Ikariam“ und die Weltraum-Strategie „OGame“. Die Hamburger Bigpoint Games haben laut eigenen Angaben bei mehr als 70 Titeln über 290 Millionen Spieler, die zum Beispiel die Bauernhof-Simulation „Farmerama“ oder das Piratenspiel „Piratestorm“ spielen. Mit einem weit kleineren Portfolio gerade mal sechs Spielen aber dennoch 100 Millionen Nutzern ist die Hamburger Firma InnoGames auf Erfolgskurs. Mit den Strategie-Titeln „Forge of Empires“, „Die Stämme“ und „Grepolis“ stellen sie gleich drei der in Deutschland beliebtesten Titel.  Doch auch eigenständige Entwicklungen wie „Travian“ (von Travian Games, 5 Mio Nutzer) oder „Die Siedler Online“ (Ubisoft, 3 Mio Nutzer) können immer wieder überzeugen.

Fazit

Browsergames sind ein stetig wachsender Markt, der immer mehr Spieler für sich gewinnen kann. Der große Reiz ohne Kosten und technischen Aufwand Teil einer engen Spielergemeinschaft zu werden lockt auch diejenigen Nutzer an, die sich selbst nicht als Gamer bezeichnen würden. Vom 5-Minuten Zwischendurch-Spiel bis zur Mitgliedschaft in einer sozialen Spielergemeinschaft, vom einfachen Zahlenrätsel bis zum weltumfassenden Strategiespiel – mit Browserspielen ist alles möglich.

Ursprünglich erschienen in Computer Bild.