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Game-Tipp: Tomb Raider (PC, PS3, Xbox 360)

Die Wiedergeburt einer Ikone

Der Name allein lässt einen vor Ehrfurcht erstarren: Lara Croft. Archäologin, Abenteurerin, Millionärin und vor allem: eine waschechte Heldin. Diese Frau hatte wirklich alles – vielleicht sogar zu viel … Sie sah gut aus, sie war reich, hatte Erfolg und scheute dazu noch vor keiner Herausforderung zurück. Sie war so etwas wie eine Superheldin – in der selben Liga wie Bruce Wayne – einfach unkaputtbar, voller Selbstsicherheit und Risikobereitschaft trotzte sie Bösewichten, Fallen und Flüchen, um antike Schätze ans Tageslicht zu holen. Doch damit ist es nun vorbei: Die Über-Lara alter Tomb Raider-Teile muss einem neuen jüngeren Version ihrer selbst weichen. Wir werfen einen ersten Blick auf den neuen Teil und zeigen Ihnen in unserer Foto-Show, ob er sich lohnt.

Relaunch und Realismus

Wie schon so manche Popkultur-Ikone vor ihr war auch Lara in die Jahre gekommen. Acht Spiele, zwei eher trashige Filme und eine Vermarktungsmaschinerie, wie sie in der Computerspielbranche ihres gleichen sucht, haben es der schönen Britin nicht leicht gemacht. Das Mysterium war verschwunden und das Spielprinzip hatte seinen Reiz verloren – das einzige was da noch half war ein Neuanfang, ein Relaunch. Die Welt hat sich verändert seit 1996 und eine andere Art von Heldin ist gefragt: Eine, die nicht alles kann, die nicht jeder Gefahr stolz entgegentritt. Eine, die auch mal mit sich hadert. Eine realistische Heldin, jünger, unerfahrener und vor allem eine, die erst noch lernen muss zu überleben – „A Survivor is born!“

Weiblich, jung und unerfahren

Der neue Teil von Tomb Raider beginnt also nicht im luxuriösen Croft-Manor sondern auf einem Forschungsschiff. Lara ist gerade einmal 21 Jahre jung und noch ziemlich grün hinter den Ohren. Sie hat ihren Studienabschluss hinter sich gebracht ist nun gemeinsam mit ihrem Mentor Prof. Roth auf der Suche nach einer alten japanischen Herrscherin und deren versunkenem Reich – und das irgendwo im Drachendreieck im Nordpazifik. Als ein Sturm das Schiff auf Grund laufen lässt, findet sich Lara plötzlich in einem Albtraum wieder. Sie ist auf einer mysteriösen Insel gestrandet und muss um ihr Überleben kämpfen. Ein brutaler Kult beherrscht die Insel, plündert gestrandete Schiffe und ermordert ihre Crews. Das Spiel folgt nun Lara bei ihrem Weg aus diesem Horrorszenario, ist ihr ganz nah, als sie sich überwindet zu jagen, lernt um ihr Leben zu kämpfen und zum ersten Mal einen Menschen töten muss. So emotional, so verletzlich und so menschlich haben wir Lara Croft noch nie gesehen. Und so brutal und düster auch nicht, die USK 18 ist hier hart aber durchaus berechtigt.

 

Archäologie, Abenteuer und Action

Natürlich entwickelt sich die Story weiter: Lara muss ihre Freude befreien und macht dabei die wohl wichtigste archäologische Entdeckung ihres jungen Forscherlebens – so weit, so bekannt. Mit der Story gewinnt Square Enix hier keine Preise, dafür sieht man zu viele Ähnlichkeiten zu Lost, Survivor, oder auch Far Cry. Der Reiz des Spiels jedoch liegt in der unglaublich ausgeklügelten Mischung von altbekannten Tomb Raider-Momenten und frischen, neuen Ideen. Das Spiel ist extrem ausgewogen in seiner Vermischung aus Action, Adventure, Rollenspiel und Geschicklichkeit. Lara sammelt Bergungsgut, um ihre Ausrüstung zu verbessern, sie gerät in Kämpfe, klettert an steilen Berghänge, jagt Tiere wie auch Artefakte, rutscht wilde Abschüsse hinunter und verbessert ihre Fähigkeiten in Überlebenskunst, Jagd und Kampf. So viele verschiedene Elemente, die ganz wunderbar nahtlos ineinander greifen und nie das Gefühl von Gleichförmigkeit oder Wiederholung auftreten lassen, hat es noch nie in einem Tomb Raider gegeben.

Atmosphäre ist der Schlüssel

Die wohl wichtigste Neuerung des Spiels und der Schlüssel zum Erfolg ist aber wohl die unglaublich stimmige Atmosphäre. Das fängt an bei einer Heldin, die blutet, sich durch den Dreck robbt, immer wieder einstecken muss und uns so ihre wahre Menschlichkeit offenbart. Da stört auch die etwas zu kindliche und manchmal steife Art von Nora Tschirner nicht all zu sehr, die Lara ihre deutsche Stimme verleiht – obwohl die englische Stimme von Camilla Luddington hier eindeutig die bessere Wahl war. Über jeden Zweifel erhaben jedoch ist das Setting. Die düstere, kalte und dreckige Pazifikinsel trotzt jedem Klischee und bietet alles auf, was man für die Härteprobe in Sachen Survival-Training so braucht: Rasiermesserscharfe Klippen, tiefe Abgründe, urwüchsige Wälder, dunkle und beklemmende Höhlen und jede Menge wahnsinniger Einwohner.

Was wir mögen

Lara – ohne Frage. Die neue, junge und unerfahrene Lara, deren Überlebenstrieb hier hart auf die Probe gestellt wird. Dazu die grafische Pracht, die dichte Atmosphäre und ein wundervoll ausgewogenes Spielprinzip, bei dem für jeden etwas dabei ist, ohne dass auch nur ein Fünkchen Langeweile aufkommt.

 

Was wir nicht mögen

Auch wenn Lara jung und unerfahren ist – sie ist keine Kindergärtnerin mit Hornbrille: Nora Tschirner war nicht immer ganz die richtige Besetzung für einen „ab 18“-Titel, so dass manchmal die Dialoge leidlich sind. Und die Echtzeit-Action-Events sind nicht immer so intuitiv, wie es die Programmierer gerne hätten – da stirbt man manchmal schneller als man denkt.

 

Fazit

Der Relaunch ist vollauf geglückt. Laras neues Ich ist so wundervoll menschlich und real, dass man mit ihr gemeinsam leidet, bangt und schmerzt. So nah war man schon lange keinem Computerspielhelden mehr. Und weil sie auch immer noch ein bisschen von ihrem alten Selbst in sich trägt – keine Grabkammer ist sicher – liebt man sie noch mehr. Für das, was sie mal war, was sie jetzt ist und das, was sie sein wird. Lara ist eben einzigartig.

Name: Tomb Raider

Genre: Action

Wertung: Sehr gut

System: PS3 (Testversion), Xbox 360, PC

Hersteller: Crystal Dynamic

Publisher: Square Enix

USK-Freigabe: Ab 18 Jahren

Preis: ab 45 Euro

Release-Termin: 05.03.2013

Ähnliche Spiele: Uncharted 3, Far Cry 3

Ursprünglich erschienen auf t-online.de