Die Subtilität des Doom

Mit „A Map of All Our Failures“ legten My Dying Bride Ende letzten Jahres einen düstern Brecher von einem Album vor. Mit „The Manuscript“ veröffentlicht die Band nun eine vier Stücke umfassende EP, die an „Map“ geradezu nahtlos anknüpft, wie Gitarrist Andrew Craighan erklärt: „Die Stücke sind zur selben Zeit wie unser letztes Album enstanden, passten aber nicht hundert­prozentig in das Albumkonzept. Aber sie ergänzen das Kapitel sehr gut, schließen es ab. Nur eine wirkliche Brücke werden sie nicht darstellen. Unser nächstes Album wird weniger dunkel und endzeitlich werden.“ Wie auch schon das Album bietet die EP den typische Doom-Metal der Band, mit seinen schweren sich dahin schleppenden Songs und bittersüßen Melodiebögen. Im Gegensatz zu früheren Werken jedoch wird diese Schwere nur noch selten von schnellen und brachiale Passagen unterbrochen. „Dieser Sound entspricht uns und dieser Welt einfach besser. Das Elend, dem wir überall begegnen, das Leid – all das verlangte in diesen Songs nach Doom. Wir haben eben eine subtilere Art und Weise gefunden, diese Gefühle musikalisch umzusetzen.“ Es bleibt also spannend zu sehen, ob das neue Album, das noch für dieses Jahr angekündigt ist, eine Rückkehr zu härteren, schnelleren Songs bietet, oder womöglich zu gänzlich neuen musikalischen Ufern aufbricht. Mit „The Manuscript“ machen es My Dying Bride ihren Fans jedenfalls ein Stück leichter, die Wartezeit bis dahin zu überbrücken.

My Dying Bride – „The Manuscript“

Ursprünglich erschienen im Piranha 06/2013