Musik-Features

Jacks uneheliche Kinder

Surfen und Musik sind bereits vor 25 Jahren eine Symbiose eingegangen. Seit Jack Johnson hat das Phänomen einen neuen Sound und breitet sich aus. Hier kommen Jacks Kinder …
Wer folkigen Songwriter-Sound macht, der muss heutzutage auch surfen können. Jack Johnson hat das Flair der sorgenfreien Sonnenschein-Welt mit globalem Appeal versehen und eine neue Generation von Musikliebhabern erschaffen. Mit seinem Gitarren-Popsongs ist er spirituell, wenn auch nicht musikalisch, der legitime Beach Boy des neuen Jahrtausends. Aber alleine ist die Weltverbesserung ein müßiges Geschäft und so inspirierte Jack eine ganze Truppe von Surfern dazu, sich die Klampfe zu schnappen und loszuträllern. Doch was soll man nur tun, wenn einem die Sonne gerade nicht aus dem Arsch scheinen will und man eben nicht auf Hawaii wohnt? Die Antwort ist simpel: man nehme sich das Debütalbum von Daniel Cirera zur Hand. Der smarte Mann surft ebenfalls leidenschaftlich gerne und spielt folkigen Gitarrenpop. Aber da hört es mit den Parallelen auch schon auf, denn Daniel kommt aus Schweden, nicht gerade als Surfer-Paradies bekannt. „Ich liebe es zu Surfen, aber ich bin leider total scheiße darin. Ich bekomme höchstens einen goldenen Stern für die Teilnahme“, gibt Daniel zu und verweist auf seine spanisch-schwedische Herkunft als Erklärung für die Palmen auf dem Cover. Und auch musikalisch sind er und Johnson nicht gleich zu setzen: „Er ist mein Gegenpart: Ich bin sein böser Zwillingsbruder. Er mag mir vielleicht auf dem Brett den Arsch aufreißen, aber dafür bin ich der bessere Gitarrist.“ Für diese explizite Sprache ist Daniel berüchtigt, denn er singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Nicht vom Sonnenschein, nein, von seiner verflossenen Liebe. Sprich: Von der Schlampe, die ihn betrogen und ihm damit das Herz gebrochen hat. Sein Debütalbum ist eine verbale Abrechnung, entwaffnend ehrlich, aber nicht gerade jugendfrei. Und ganz bestimmt nicht Johnson-like. Damit trifft Daniel Cirera einen Nerv, bei eben solchen Menschen, die zwar Johnsons Musik mögen, aber in der heilen Welt, die er propagiert, nicht leben. Die Realität ist halt manchmal bissiger.

Matt Costa
Er kommt aus Kalifornien und musste seine Laufbahn als Skateboarder wegen eines Unfalls
an den Nagel hängen. Was also tun? Na klar, zur Gitarre greifen und Songs über das Leben
schreiben. Seine tiefgründigen Songs gefielen Jack Johnson so gut, dass dieser sich sogar zu
einigen gemeinsamen Auftritten hinreißen ließ.

Xavier Rudd
Hier stimmen die Klischees vom Surfing-Sonnyboy. Der Mann reitet die Wellen, zupft an der
Gitarre, singt vom Sonnenschein und ist auch noch talentiert! Nur kommt er weder aus
Kalifornien, noch aus Hawaii. Er ist Kanado-Australier und vermengt auf seinen Alben die
Gitarre mit heimatlichen Didgeridoo-Klängen. Das ist so schön multi-kulti.

Donovan Frankenreiter
Das Image des Beach Boys ist perfekt: Er surft, er klampft und er kommt aus Kalifornien.
Seine Songs sind positive Folk-Popperlen und er ist sogar ein Labelkollege von Übervater
Jack Johnson. Sein zweites Album geht dabei den Weg musikalischer Vielfalt, sogar einige
Keyboard-Klänge sind in sonst so akustischen Universum zu hören.

Der Artikel ist erschienen im blond Magazin Ausgabe 07/06.
>> Hier klicken, um PDF runterzuladen.