Therapie-Sitzung auf der Bühne
Die Liebe ist wie eine Flamme und man kann sich daran verbrennen, das wusste schon Johnny Cash. Das musste der schwedische Songwriter Daniel Cirera am eigenen Leibe erfahren, als er seine Freundin beim Fremdgehen erwischte und sich seine langjährige Beziehung in Luft auflöste. Schmerzerfüllt und nicht ganz ohne negative Gefühle begab er sich auf eine Reise nach Mittelamerika und versuchte sich dort mit Hilfe von Songwriting selbst zu heilen. Die Songs, die er schrieb sind kleine, böse und sarkastische Abrechnungen mit Ex, die er nie zur Veröffentlichung vorgesehen hatte. Sie sollten ihm nur helfen, seinen Schmerz loszuwerden. Doch alles kam anders und so steht er jetzt jeden Abend auf der Bühne und präsentiert sein Seelenleben hunderten Menschen: „Ich wollte das hinter mir lassen, und jetzt ist die Situation total paradox. Ich rede ständig über sie, singe von ihr. Ich habe das Album geschrieben, um da weg zu kommen und muss seit zwei Jahren jeden Abend an sie denken, inklusive all der Bilder in meinem Kopf. Scheiß Paradox,“ erklärt Cirera leicht frustriert den Fehlschlag der Therapie. Die Kehrseite ist jedoch eine extrem erfolgreiche Karriere als Sänger, die aufgrund der schmerzlichen Erfahrungen und ihrer ehrlichen Umsetzung überhaupt erst möglich wurde. Und mit der Zeit wird auch die Therapie wirken, ganz bestimmt.
Der Artikel ist erschienen im WOM Magazin Ausgabe 08/06.