Game-Tipp: „Astonishia Story“ (PSP)

Reviews des Spiels „Astonishia Story“ (PSP). Einmal erschienen im WOM Magazin, einmal auf www.scoolz.de.

WOM Magazin

So ein japanisches Rollenspiel ist ein possierliches Klischee-Tierchen. Völlig resistent gegen Weiterentwicklung und hartnäckig in der Nische überlebend findet es immer wieder idealistische Retter, die ganz Greenpeace-mäßig Fahnen schwenken, um es vor dem Aussterben zu bewahren. Lineare Gut und Böse-Story, 2D-Grafik, stagnierende Charaktere und keinerlei Abweichung vom vorgesehen Pfad. Was soll man da noch sagen?

Der Artikel ist erschienen im WOM Magazin Ausgabe 08/06.

Scoolz.de

Manchmal muss man sich einfach mal wieder ins Gedächtnis rufen, dass es auch simple Freuden im Leben gibt. In einer Welt, in der alles immer komplexer und verzweigter wird, da braucht der Mensch Dinge, die geradlinig und einfach sind. Im Falle von Rollenspielen ist die Welt furchtbar komplex geworden, wie Spiele á la Oblivion beweisen. Tausende von Gegenständen, nicht lineare Handlungsverläufe, in denen man sich völlig verzetteln kann, Charakterentwicklung mit diversen Fähigkeiten und Attribute. Das ist toll, wenn man stundenlang Zeit hat, nicht jedoch, wenn man im Abistress steckt und einfach mal eine kurzfristige Pause sucht. Oder überhaupt keine Lust auf strategische Karriereplanung einer virtuellen Figur hat.

Abhilfe dagegen verspricht „Astonishia Story“, ein Rollenspiel der ganz anderen Art. Klassisch japanisch nämlich, und mit klassisch ist in diesem Fall so ziemlich alles gemeint. Das Spiel wartet mit 2D-Grafik auf (das ist das flache Pixel-Geschiebe), mit ein paar simplen Synthieklängen als Musik (das sind die Bleeps und Clongs), mit mythischem Handlungsstrang und klarer Gut gegen Böse Logik. Ihr spielt einen Ritter, dem ein wichtiger (sprich mächtiger und magischer) Gegenstand abhanden kommt, und der diesen dann flugs aus den Klauen des Bösewichtes zurückerobern muss. Dabei gibt es keine hinderlichen Nebenquesten und auch keine Sackgassen. Der stringenten Logik folgenden erfüllt man seine Aufgaben, besiegt die antanzenden Gegner und schon bald gehört einem der verlorenen gegangenen Stab wieder.

Das Konzept ist so simpel und die Handlung so klar gegliedert, dass selbst blutige Rollenspielanfänger sich hier nicht die Nase stoßen werden. Und da auch keine großartige Charakterentwicklung vollzogen werden muss, hat das Spiel ein ordentliches Tempo. Doch leider bedeutet das alles im Gegenzug halt auch, dass ein erfahrener Spieler sich langweilen wird, und wegen der linearen Handlung ein erneutes Spielen ganz bestimmt nicht lohnt. Als riesiges Manko, insbesondere für die jüngeren Spieler, kommt hinzu, dass man sich wieder einmal nicht die Mühe gemacht hat, das Spiel aus dem Englischen zu übersetzen. So was ist in letzter Zeit zu einer echten Unsitte geworden. Schelte an die Entwickler!

„Astonishia Story“ ist bestimmt kein Highlight, und der Innovativ-Preis geht sicherlich an ein anderes Spiel, aber für den nostalgischen Klischee-Spaß ist das Spiel allemal gut. Also, nicht ganz so ernst nehmen das Ganze und ein paar Stunden sinnfrei drauflos gezockt und schon stimmt die Welt wieder. Das Leben kann so simpel sein.

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