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Göttlich überflüssiges Revival

Punk ist ein Begriff, spätestens seit den Sex Pistols. Und Frisörmetal ist ein semi-bekanntes Schimpfwort, bezeichnet es doch 80er-Bands wie Mötley Crüe, und seit Tommy Lee sind die auch ein Begriff. Dass aber beide Genres von einer Band namens New York Dolls quasi ins Leben gerufen wurden, ist weniger bekannt. Die Gruppe war Anfang der Siebziger Jahre ein Phänomen, sie waren unbegreiflich. Nicht, weil sie so geniale Musik machten, sondern weil sie etwas Rohes und Aggressives mit lasziv, androgyner Show verbanden und damit einer Jugendbewegung Form gaben. „Die Leute haben damals gesagt, wir wären Scheiße. Unsere Musik sei schlecht und einen Dreck wert. Für mich war es Genialität. Und heute behaupten alle, wie toll sie es fanden und wie wichtig es sei, dass sie dabei gewesen wären. Geschichte ist eine Illusion“, philosophiert David Johanson heute über die Zeit. Dreißig Jahre nach dem letzten Dolls-Album hat er sich mit Mitstreiter Syl Sylvain wieder zusammengetan und neue Songs aufgenommen. Musikalisch liefern die Dolls ein Album, dem man die Jugendeinflüsse der älteren Generation anmerkt, mal ein wenig Stones, mal ein bisschen Motown. Nur rebellisch ist das nicht, oder? „Das passiert jetzt unterschwellig. Wir schreien nicht mehr. Der ganze Punkkram ist doch affig. Die sind gegen Konformität und laufen selber in Uniform rum. Das finde ich amüsant. Die Welt ist total verrückt und Rock’n’Roll ist albern.“ Johanson wirkt, als habe er das Business durchschaut. Er freut sich über ein Album, das es eigentlich gar nicht hätte geben sollen. Aufgenommen wurde es trotzdem und beschert ihm die Möglichkeit zur ironischen Selbstdarstellung. Bleibt als die Frage: Was soll das Ganze eigentlich? „Absolut nichts. Alle Musik ist göttlich überflüssig. Ich mag die Lächerlichkeit des Ganzen, es ist überflüssige Schönheit, mehr nicht.“

Der Artikel ist erschienen im WOM Magazin Ausgabe 08/06.