Technik

Das Herz schlägt schneller: wie man Prozessoren übertaktet

Man hat schnell das Klischee des Hardware-Bastlers vor Augen, der stundenlang über seinem aufgeschraubten PC hängt, kleine Jumper umsteckt, Leistungstests laufen lässt und eigens gebaute Kühlsysteme zusammensteckt, um ein paar Prozent mehr Rechenleistung aus dem geliebten Computer zu holen. Wer aus seinem Rechner mehr Power heraus kitzeln will, der kann das durch Basteln erreichen, aber das Übertakten von Prozessoren ist heutzutage auch schon leichter zu haben.

Begriffe

Dabei stellt sich zuerst die Frage, was bedeutet Übertaktung eigentlich? Prinzipiell ist mit Übertaktung eine Leistungssteigerung des Prozessors (oder anderer Komponenten wie Grafikkarten) gemeint, die vor allem dadurch erreicht wird, dass man das Gerät über die vom Hersteller vorgegebenen Spezifikationen hinaus nutzt. Jedes Bauteil eines Computers hat eine bestimmte maximale Anzahl an Rechnungen, die es pro Sekunde leisten kann. Da ein Hersteller sein Bauteil normalerweise aber nicht an der obersten Grenze der Belastbarkeit arbeiten lassen wird, ist es generell möglich, diese Anzahl an Rechenoperationen pro Takt zu erhöhen und damit die Leistung zu steigern.

Risiken

Bevor Sie loslegen und an Ihrem Rechner „schrauben“, sollten Sie sich der Gefahren einer Übertaktung bewusst sein. So verfällt in den allermeisten Fällen bei einer Nutzung außerhalb der Herstellerangaben (also bei Übertaktung) die Garantie auf das Gerät. Durch die höhere Leistung kann nämlich eine stärkere Abnutzung der Komponente entstehen. Weiterhin bedeutet mehr Rechenleistung auch einen höheren Energieverbrauch und aus eben diesem Grunde auch eine größere Wärmeproduktion des Bauteils. Gerade bei CPUs bringt dies die Gefahr einer Überhitzung mit sich. Sie sollten also beim Übertakten vorsichtig vorgehen und immer nur in kleinen Schritten den Takt erhöhen. Behalten Sie dabei genau die Temperatur einzelner Komponenten mit Hilfe nützlicher Programme zur Überwachung (s. Strecke) im Auge.

FSB oder Multiplikator?

Der Takt Ihres Prozessors errechnet sich aus zwei Faktoren: dem Referenztakt und dem Multiplikator. Der Referenztakt wird meist vom Front-Side Bus (FSB) für alle Komponenten vorgegeben und eine Änderung des Takts an dieser Stelle wirkt sich entsprechend auf alle angeschlossenen Komponenten aus, also auch etwa auf Speicher oder Grafikkarte. Wer hier neu taktet muss entsprechend die anderen Komponenten und deren Höchsttaktung im Auge behalten oder diese separat festlegen.

Der zweite Faktor, der Multiplikator, stellt den Wert dar, mit dem der Referenztakt multipliziert wird, um die CPU-Leistung zu bestimmen. Wenn man diesen erhöht, dann steigert man die Leistung des Prozessors ohne Gefahr zu laufen, andere Komponenten zu „übersteigern“. Allerdings sind bei vielen Prozessoren die Multiplikatoren von den Herstellern festgesetzt worden und lassen sich nicht ändern. Neuerdings bieten aber sowohl Intel als auch AMD spezielle Reihen an, die ohne Begrenzung eine Erhöhung des Multiplikators zulassen.

BIOS oder Software?

Um nun den Takt zu erhöhen, egal ob via FSB oder Multiplikator, bedarf es normalerweise eines Eingriffs in das BIOS (also das Motherboard-Setup), wo sich die Einstellungen der Frequenzen befinden. Ändern Sie hier vorsichtig und Schritt für Schritt die CPU-Taktung bis zum gewünschten Wert, achten Sie aber auf die anderen Komponenten und deren Taktung, und testen Sie das System mit Hilfe von Benchmark-Software (s. Strecke) immer wieder auf Stabilität. Keine Leistungssteigerung nützt etwas, wenn Sie ein ständig abstürzendes System haben. Achten Sie auch auf die Temperatur der Komponenten.

Alternativ zur Einstellung im BIOS geben die großen CPU-Hersteller mittlerweile auch Software-Tools heraus, mit denen Sie im laufenden Windows Ihre Prozessorleistung steigern können.  Diese Programme sind komfortabler zu nutzen und bieten auch Anfängern die Möglichkeit ihr System zu optimieren, aber ein wenig .

Softwaretools

(1)  Die Überwacher

Damit Ihr Computer nicht überhitzt bei der Übertaktung, empfiehlt es sich, Überwachungssoftware zu nutzen.

Speedfan von Almico – http://www.almico.com/speedfan.php

Das Programm erlaubt die Überwachung von Stromspannung, Temperatur und der Drehgeschwindigkeit der Ventilatoren Ihres Systems. Es ist kostenlos im Netz erhältlich, einfach und übersichtlich.

Alternativ können Sie auch CPU-Z nutzen, das im wesentlichen die selben Funktionen hat, ebenfalls kostenlos und einfach zu bedienen ist.

http://www.cpuid.com/softwares/cpu-z.html#top

(2) AMD OverDrive

Das Programm des Original-Herstellers AMD erlaubt es Ihnen einen AMD Prozessor zu übertakten. Das Programm ist dabei vielfältig in seinen Optionen für Anwender, die sich auskennen, bietet aber auch Voreinstellungen für Anfänger, die nicht unbedingt gleich jede kleine Schraube selber drehen wollen.

http://sites.amd.com/us/game/downloads/amd-overdrive/Pages/overview.aspx

(3) Intel XTU (Extreme Tuning Utility)

Wie bei OverDrive handelt es sich hier um ein Original-Herstellerprogramm, nur eben diesmal von Intel. Das Programm ist etwas komplexer und erfordert ein wenig Einarbeitung. Dann ist aber eine Feineinstellung aller Komponenten möglich und somit ein relativ sicheres Übertakten.

http://www.intel.com/content/www/us/en/motherboards/desktop-motherboards/desktop-boards-software-extreme-tuning-utility.html

(4)  MSI Afterburner

Mit dieser Software können Sie zwar nicht Ihren Prozessor aufpowern, dafür aber ganz leicht Ihre Grafikkarte, für die im Wesentlichen die selben Regeln gelten, wie für den Rechner. Dies ist ein offizielles Tool für Nvidia GForce und AMD Radeon, aber auch viele andere Karten lassen sich damit tunen.

http://www.msi-afterburner.de/index.php/download-msi-afterburner

(5) Die Powertester

Damit Sie nach vollführter Tat auch testen können, ob es etwas gebracht hat, empfiehlt es sich, einen sogenannten Benchmark-Test durchzuführen und die Leistung des Rechners einmal in Volllast zu spüren.

Hierzu empfehlen Tuner entweder einen 3D-Benchmark wie FurMark (http://www.heise.de/download/furmark.html) oder 3DMark (http://www.3dmark.com/de/).

Alternativ dazu funktioniert auch ein auf mathematischen Berechnungen basierender Benchmark wie etwa Primer95, der so komplexe Berechnungen ausführt, dass der Rechner ausgereizt wird. (http://prime95.softonic.de)

Erschienen auf www.arcor.de im Bereich Digital.