Die ganz große Show

Ihr letztes Album „Nightmare“ war vom Tod ihres Drummers überschattet und deswegen ein ganz persönliches Stück Bandgeschichte geworden, in dem sie die Trauer öffentlich verarbeiteten. Mit „Hail to the King“ melden sich Avenged Sevenfold nun runderneuert und wieder voller Showpose zurück.

„Der Tod von Rev hat uns getroffen und ‚Nightmare‘ war deswegen unser persönlichstes Album, ganz intim und direkt. Da gab es keine großen Metaphern, keine Bildsprache sondern nur uns und die Trauer“, meint Gitarrist Zackie Vengeance und schwärmt sogleich vom neuen Album „Hail to the King“: „Aber auf der neuen Scheibe haben wir in die Vollen gegriffen und die ganz großen Bilder rausgeholt: da geht es um den Teufel, die Hölle, Mythen und sogar die Apokalypse spielt eine Rolle.“ Gemeinsam mit seinem Bandkollegen Synyster Gates sitzt er bei 30° Sommerhitze in einem klimatisierten Berliner Nobelhotel und ergeht sich in großer Rockerpose – lässig in den Sessel geworfen, leicht gelangweilt an den Trauben des reichhaltigen Buffets pickend, beantwortet er Fragen über das neue Album mit melodramatischem Enthusiasmus. Unergründlich hinter der dunklen Sonnenbrille versteckt ergänzt Gates: „Der letzte Song ist ein Liebeslied im angesicht der Apokalypse. Die Frage, was du tun würdest, wenn die Erde morgen untergeht, wen du sehen willst, mit wem du diesen Moment erlebst, das hat uns bewegt. Wir lassen uns von den großen Fragen inspirieren, von ‚was wäre wenn‘-Szenarien.“

Inhaltlich mag „Hail to the King“ sich also der Bildsprache des Metal bedienen, aber musikalisch ist die Platte aufgeräumter, klassischer und erinnert in der Struktur mehr an großen Stadionrock. „Wir haben die Songs um harte Riffs aufgebaut und der Sound liegt deutlich im Metal – was auch sonst“, erklärt Vengeance, „aber die Struktur der Songs ist eher klassisch. Schwer, aber weniger experimentell, sehr durchorganisiert und auf die wesentlichen Elemente reduziert. Auf diese Weise krachen die Songs mehr, eignen sich für unsere Shows und bringen live die Härte gut rüber.“ Gates grinst verstohlen: „Bei uns heißen die ersten fünf Songs auf der Platte nur ‚Murder Row‘, weil sie dich brutal umreißen und umbügeln. Einer ist heftiger als der andere, die können dich plattmachen. Wir wollten einen Sound, der ‚larger-than-life‘ ist, verstehst du?“

Und so liefert „Hail to the King“ großen Stadionrock mit brachialen Riffs, direkter und mitreißender Rhythm-Section und jeder Menge Metalpose. „Alter, das ist Rock’n’Roll, da muss es krachen. Da stimmt die Show nur, wenn was in die Luft fliegt und den Leuten der Atem stockt. Die Menschen wollen doch nicht das reale Leben, die wollen umgehauen werden. Und genau das bekommen sie bei Avenged Sevenfold“, verspricht Gates für die kommende Livetour. Und das wiederum passt voll zum Konzept der Band: the show must go on…

Avenged Sevenfold – „Hail to the King“

Ursprünglich erschienen im Piranha 09/2013