Ein kräftiger Tritt in den Arsch

Es gibt Bands, da lohnt sich das musikalische Experiment, da erkennt man die ungewohnte Seite und ist begeistert. Manchmal jedoch gehen solche Ausflüge auch nach hinten los. Wie etwa beim Versuch der ungarischen Thrash/Hardcore-Legenden Ektomorf, die mit zartfühlenden Akustikgitarren nicht so recht überzeugen konnten. „Für das neue Album haben wir auf unsere Fans gehört,“ meint Zoltan Farkas, der Kopf der Band, „und die haben uns fast alle zu verstehen gegeben, dass ‚Outcast‘ ihr Lieblingsalbum ist.“ Entsprechend besinnen sich Ektomorf auf „Retribution“ noch deutlicher als schon auf dem Vorgänger „Black Flag“ auf den perfektionierten musikalischen Arschtritt. Die Riffs brummen tief und schwer, die Drums donnern und Zoltan konzentriert sich auf brachiale Shouts. Naja, meistens, denn ganz ohne Abweichungen in Richtung Clean-Vocals und sogar einen akustischen Song ging es nicht. „Ich steh drauf, und ein Album, das auch Abwechslung bietet ist deutlich spannender. Die verschiedenen musikalischen Farben machen das Gesamtbild. Die Songs sind druckvoll, hart und aggressiv, aber dennoch runden die soften, cleanen Sachen das Bild ab. Das war mir wichtig, dadurch wirkt die Platte organischer.“ Und es passt sich tatsächlich ganz gut ins Gesamtbild ein. Das Talent zum Klampfengott am Lagerfeuer mag Zoltan zwar nicht unbedingt haben, aber in Sachen Thrash und brutalen Riffs macht Ektomorf auch auf diesem mittlerweile zehnten regulären Studioalbum so schnell keiner etwas vor.

 

Ektomorf – „Retribution“

 

Ursprünglich erschienen im Piranha 01/2014