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Politik kann auch Spaß machen

Auf dem Cover des neuen Skindred-Albums prangt eine Faust und auch der Titel „Kill the Power“ kann durchaus als Kampfansage gewertet werden. Doch so offensichtlich politisch, wie es auf den ersten Blick erscheint ist das Album nicht.

„Wir haben das Album nicht als aufdringlich politisch geplant – natürlich ist die Welt um uns herum ein starker Einfluss auch auf unsere Musik, aber wir lassen die Dinge gerne zur Interpretation offen“, berichtet Mikey Demus, Gitarrist der Band über das neue Album. Eine politische Botschaft steckt aber natürlich auch diesmal drin, wie schon immer in der Bandgeschichte: „In unseren Songs geht es aber weniger um eine direkte politische Botschaft, vielmehr konzentrieren wir uns auf die sozialen Konsequenzen, die Politik hat. Unser Sänger Benji schreibt vor allem über Dinge, die in unserem direkten Umfeld passieren, also in der Nachbarschaft, wo wir leben. Diese Dinge bieten aber schon einen universellen Bezug für die Menschen. Hinzu kommt aber auch, dass wir natürlich vier Individuen in der Band sind und nur dann als Band Stellung beziehen, wenn wir uns einig sind und das ist vor allem im Zusammenhang mit sozialen Themen.“

Das neue Album bietet dafür jede Menge Ansatzpunkte, es geht um die Bestimmung von oben, es geht um die Einflussnahme der Politik auf der lokalen und privaten Ebene – und musikalisch steckt wieder einmal jede Menge Kraft, Energie und Eklektik drin. Dem Stil der Band entsprechend finden sich Reggae, Dubstep, Elektro und Metal auf dem Album. Ein Mix voller Power, vorgetragen teils einfühlsam, teils aggressiv. Das Potential zur Revolution ist aber immer spürbar. Doch Mikey verwehrt sich gegen die Ansicht, die Band sei „wütend“: „Es stimmt zwar, dass wir viel Energie transportieren, aber wenn du auf Konzerten von uns bist, wird dir sicher schnell bewusst, dass die Stimmung eine ganz andere, vor allem eben positive ist. Das Gefühl ist eher das einer Party als das auf einer Protestveranstaltung oder Propaganda-Ralley. Auf dem letzten Konzert rief ein Fan in der ersten Reihe aus: ‚Eure Musik hat mein Leben gerettet!‘ und Benji rief zurück, dass das auch für alle von uns gelten würde. Die Musik gibt uns Kraft, sie erlaubt es uns, die Hindernisse in unserem Leben zu bewältigen.“

Und tatsächlich ist „Kill the Power“ musikalisch keine Hasspredigt sondern vielmehr eine affirmative Kritik, dass die Welt anders sein könnte, wenn man sich nur Mühe gibt. Eine positive Grundhaltung steckt mit drin, man muss sich nur die Zeit nehmen, sie rauszuhören: „Ich habe es gut gehabt, als ich aufgewachsen bin. Die Welt hier war relativ zivilisiert. Natürlich schaut die soziale Ungerechtigkeit immer wieder durch, aber ich bin fest davon überzeugt, dass das nicht so bleiben wird. Das wichtigste Thema für uns alle wird sein, dass wir uns zusammen tun müssen. Klingt zwar ziemlich klischeebeladen, ist aber denke ich zentral für die Probleme der Welt. Unsere Ähnlichkeit überwiegt gegenüber den Unterschieden, und das müssen wir einfach begreifen. Es wird Kraft kosten, aber ich glaube, dass wir das schaffen werden. Wir können es, da bin ich sicher.“

Skindred – „Kill the Power“

Ursprünglich erschienen im Piranha 01/2014