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Der Song an sich

Das neunte Album der New Yorker Metal-Institution Prong wirkt ein wenig wie ein Trip durch die Bandhistorie – vom direkten Hardcore der frühen Tage, über den Thrash und Groove der Epic-Zeit bis zum Industrial-Einschlag neuerer Werke ist alles dabei. „Ich habe einfach viele unterschiedliche Einflüsse in mir“, sagt Tommy Victor, der Kopf der Band: „und diesmal habe ich beim Schreibprozess nur wenig aussortiert – ich habe nicht nach einem Stil gesucht, sondern genommen, was mir in den Kopf kam.“ Ein Grund dafür war auch, so gibt Victor zu, dass die Band gerade einen neuen Plattenvertrag unterschrieben hatte und das Album mit einer Deadline enstand. „Das macht aber nichts, weil sich dieses Gefühl von Dringlichkeit positiv auf dem Album niedergeschlagen hat, in dem die Songs direkter sind. Zu Zeiten von ‚Cleansing‘ (1994) hatten wir ein riesiges Budget und haben teilweise zwei Tage an einem Riff geschraubt – das ist doch Wahnsinn. Wir haben das Geld verpulvert und wirklich besser ist das Album dadurch nicht geworden. Ich finde, ein Song muss für sich stehen können – einmal eingespielt und ohne die ganzen Schnörkel. Die Produktion muss simpel sein, der Rest ist Geldverschwendung, das will ich nicht wieder machen.“ Und so ist „Ruining Lives“ in wenigen Tagen entstanden: ein direktes, kraftvolles Werk, das buntgemischt durch alle Prong-Stile hindurch brettert. ‚Ohne Schnörkel‘ ist es vielleicht nicht ganz, ein amtliches Metal-Album aber allemal.

 

Prong – „Ruining Lives“

Ursprünglich erschienen im Piranha 05/2014