Der Kampf ist nie vorbei

Vor ziemlich genau 15 Jahren veröffentlichten Papa Roach ihr Debütalbum „Infest“ und begaben sich damit auf eine Achterbahnfahrt durch das Musikerleben. Pünktlich zum Jubliäum erscheint ihr achtes Album „F.E.A.R.“.

„Mein Gott fühle ich mich alt, wenn ich an ‚Infest‘ zurück denke“, meint Jerry Horton, der langjährige Gitarrist der Band, „denn so viele andere Bands dieser Zeit gibt es nicht mehr.“ Vieles hat sich verändert seit sie 1999 bei Warner unter Vertrag genommen wurden. „Wir hatten bis dahin alle noch einen Job – also einen anderen als Musiker. Wir waren bereits seit 7 Jahren als Band unterwegs und es hat einfach verdammt lange gedauert endlich gesignt zu werden.“ Doch dann kam der Durchbruch und dank ihrer Hitsingle „Last Resort“ war der Erfolg kometenhaft. Aus heutiger Perspektive, so Horton, hätte er gerne eine etwas langsamere Karriere gehabt: „Es wäre sicher einfacher gewesen, den Erfolg Stück für Stück zu bekommen, als gleich mit der ersten Veröffentlichung in die Charts zu schießen. Der Erfolg hat uns umgehauen, aber es gab einfach nichts, was wir daran hätten tun können. Wir mussten das aussitzen und bis zum Ende durchhalten. Dabei sind eben auch einige Härten entstanden, die ich gerne vermieden hätte.“

So etwa die Alkoholsucht von Sänger Jacoby Shaddix, die in der Folgezeit von „Infest“ zu vollem Ausbruch kam, und die dieser erst vor ein paar Jahren in den Griff bekommen hat. „Ich bin der kühle Kopf in der Band“, meint Horton, „und musste mit ansehen, wie mein Freund den falschen Weg nahm und dabei war, sich selbst zu zerstören. Aber seit drei Jahren ist er trocken und das neue Album ist ein Stück weit Therapie für ihn. Es zeigt, dass der Kampf niemals endet, man nie aufgeben darf.“ Denn „F.E.A.R.“ steht, wie der Titelsong verrät, für „Face Everything And Rise“, eine Botschaft an sich selbst aber auch an alle Fans, denen im Leben schlechte Dinge widerfahren. „Jacoby hatte immer Angst die Dinge wie seine Sucht in Angriff zu nehmen, darüber zu reden oder den Problemen ins Auge zu sehen. ‚F.E.A.R.‘ ist seine Botschaft, dass es schlimmer ist, sich von der Angst überwältigen zu lassen. Wenn man sich traut, die Dinge anzusprechen, dann ist das Ergebnis tausend mal besser. Hinterher geht es weiter. Und das wollte er mit dem Album als Botschaft auch an die Fans weitergeben. Die Band sieht darin eine Hoffnung, dass andere Leute evtl. nicht die gleichen Fehler machen.“ Musikalisch verpacken Papa Roach diese Botschaft in zwölf kräftige Rocksongs, denen der Kampf anzuhören ist. Stetig preschen die vier Musiker rhythmisch nach vorne, drücken heftige Riffs aus den Gitarren und shouten gegen die Unwegbarkeiten des Lebens an. Eine Kampfansage, die sich gegen den Stillstand wehrt. Kein Wunder also, dass Papa Roach auch nach 15 Jahren aus dem Alternative Metal nicht wegzudenken sind.

Papa Roach – „F.E.A.R.“

Ursprünglich erschienen im Piranha 01/2015