Die ganz große Nummer
Wer heutzutage eine Band gründet und von Hand zum Erfolg will, der braucht schon die ganz große Vision und viel Power, um sich gegen den Mainstream-Pop a la Castingshow und die vielen Internet-Phänomene zu beweisen – so wie As Lions!
„Was uns antreibt ist vor allem das Epische am Rock und Metal, wir wollen dass dir die Haare zu Berge stehen vor lauter Energie, du solltest deinen Kopf bangen können, das Bier muss fließen!“ Austin Dickinson, Sänger der Band, ist voll und ganz davon überzeugt, dass die pure Energie des Rock diese Gefühle noch zu vermitteln weiß. Als sie anfingen, da war der Sound noch roher, aber auch einfacher gestrickt – aus dem Posthardcore ihrer ersten EP ist mittlerweile ein runderer und softerer Sound geworden: „Softer würde ich nicht sagen, dynamischer passt besser … Wenn du immer nur Gas gibst und die Sechzehntel raushaust, dann bist du sehr eindimensional. Das Album sollte aber mehr Gewicht haben, einen größeren Kontrast erzeugen und so den Lyrics zu mehr Eindringlichkeit verhelfen. Das geht nicht so gut, wenn du nur schreist. Nicht, dass ich komplett das Schreien aufgeben hätte. Aber auf diese Weise erreichen wir ein größeres Publikum und darum geht es doch irgendwie, oder?“ Entsprechend sind die Songs variabler und loten alle Bereiche heutigen Rocksounds aus, mal elektronisch untermalt, mal treibend und punkig, mal eingängig und für das Radio geeignet.
Inhaltlich geht es ebenso bunt zur Sache – das Album beschäftigt sich mit den verschiedenen Facetten unseres Lebens: „Ich wollte unterschiedliche Dinge zum Ausdruck bringen, nicht nur ein Thema verfolgen. Da ist persönliche Erfahrung drin, aber auch Beobachtungen allgemeiner Natur. Etwa, wie sehr das Internet Fluch und Segen zugleich sind. Man kann die Menschen hinter einer Sache einen, aber man kann sich auch ganz schnell von der Meinungsmache einlullen lassen. Dadurch entsteht so eine Rosinenpickerei, wie ich mir die Realität gerne selber ausmalen möchte.“ Ein anderes Thema, was Dickinson beschäftigt ist der Konsum, den er mit dem Titel des Albums verbindet. „Wir konsumieren, um uns selbst zu betäuben und unsere Gefühle oder Bedürfnisse nicht mehr zu spüren. Wir werden angehalten jedes Loch in uns mit neuen Dingen zu füllen, immer mehr, immer schneller. Unser Leben ist vollkommen zugemüllt mit sinnlosem Zeug und wir sehen die Probleme nicht mehr, weil wir uns um uns selbst und den Konsum drehen.“ Eine epische Botschaft hätten As Lions also schon einmal – jetzt müssen sie diese nur noch unters Volk bringen, was sie demnächst live dann auch tun werden.
As Lions – „Selfish Age“