Wenn Nu-Metal zu Old-School wird
Schlackernde Bass-Linien, tief zerrende Gitarren, kraftvolle und groovende Beats – dazu ein paar Grunts und Shouts voller Wut auf die Welt und eine Clean-Vocal mit klagendem Timbre und schon steht der Nu-Metal. In seiner Blütezeit der 2000er waren es Bands wie Korn und Deftones, die hier den Ton angaben. Auch Nonpoint zählen diesen Stil zu ihren Wurzeln, pflegen ihn seit 2000 auf ihrem mittlerweile neunten Album: „Ich denke, wir haben uns gehalten, weil wir immer noch gute Musik schreiben. Solange die Leute uns hören wollen – nur darauf kommt es doch an. Was uns auszeichnet und was wir uns hoffentlich erhalten haben, das ist dieser Schwung, dieses unleugbare Groove, den wir in die Songs packen. Dafür lieben uns die Leute, denn wir bringen Schwung in die Sache.“
Sänger Elias Soriano ist davon überzeugt, dass „The Poison Red“ genau diesen Schwung trifft, dass es das direkteste und beste Album der Band ist, ganz ohne Spielereien. Und wer sich ab und an nach harten, groovenden Nu-Metal Sounds sehnt, der ist hier in der Tat richtig. So spürt man etwa deutlich die musikalische Haltung, den Ärger auf die Welt, der hier zu Ton wird: „Ich schreie halt gerne meine Gedanken in die Welt. Wir lassen uns von so unwichtigen Dingen das Leben aussaugen, das macht mich wütend. Wir werden abhängig von so banalen Dingen wie ‚Likes’, ‚Swipes’ und perfekt gefilterten Selfies. Es gibt doch echt wichtigere Themen oder? Wir verlieren die echten Dinge aus dem Blick.“ Wie etwa die Politik, wie Soriano betont, und Trump sei da ein Beispiel: „Die falschen Dinge erfahren viel zu viel Aufmerksamkeit. Parteizugehörigkeit, Parolen und so … statt über Kompetenzen zu sprechen. Wenn wir endlich darauf achten würden, was nötig ist, einen guten Job zu machen, dann würden sich vielleicht auch mal Dinge ändern. Und dann könnte ich vielleicht auch aufhören so wütende Songs zu schreiben.“ Und so erklärt sich auch, warum Nu-Metal bis heute seinen Beitrag leistet und „The Poison Red“ ein sehr lohnendes Album ist.
Nonpoint – „The Poison Red“